„Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ von Florian Mischa Böder



Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ zeigt nicht nur, wie frustrierend ein Leben in der ständigen Warteschleife ist. Das dargestellte Agentenleben ist längst nicht so spannend, wie Hollywoodproduktionen es dem Zuschauer stets suggerieren wollen. Koralnik ist eher ein Antiheld als unverwundbarer Profilkiller, der in ausgeklügelten und stets funktionierenden Handgriffen agiert. Das alltägliche Leben mit seinen nicht kalkulierbaren Geschehnissen macht im Film dem Bild vom übermenschlichen Topagenten einen Strich durch die Rechnung.

Benno Führmann und Mavie Hörbiger erscheinen als Koralnik und Rosa charismatisch in ihren beständigen unbeholfenen Handgemengen und vergeblichen Versuchen, professionell zu wirken. Der Humor reicht von auffallend überzogener Situationskomik und Reaktion der Protagonisten bis zur äußerst gelungenen Satire der deutschen Bürokratie. Das Beamtentum wird aufs Korn genommen, wenn sogar Profikiller in Telefonwarteschleifen hängen müssen, um ihren Chef zu sprechen. Und auch die politische Entscheidung, Koralnik ohne Auftrag jahrelang als Killer anzustellen, wird mehr als fraglich.

Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss“ schlägt nicht in die Kerben, in die deutsche Komödien am häufigsten schlagen. Der Zuschauer hat es weder mit einer Romantikkomödie noch mit einer Aneinanderreihung offensichtlicher Gags zu tun, das hält Florian Mischa Böders Locarno-Beitrag bis zum Ende interessant.

Cindy Böhme

Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss„, Regie: Florian Mischa Böder, DarstellerInnen: Benno Fürmann, Mavie Hörbiger, Wolf Roth, Kinostart: 13. November 2014, auf DVD ab 26. Juni 2015

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