„Die letzte Sau“ von Aron Lehmann
Aron Lehmanns Charaktere sind Originale. Sie sprechen echtes Bauernschwäbisch, sind eigenbrötlerisch, skurril, das urbane Leben ist ihnen fremd. Was Huber antreibt, ist der Wunsch, sich endlich auch einmal frei zu fühlen. „So gots net weida!“ skandiert er immer wieder. Auf seinem Roadtrip Richtung Brandenburg befreit er, einem modernen Don Quixote gleich, Tiere aus ihrer Gefangenschaft, lehnt sich gegen das System und die Autoritäten auf und trifft damit ganz den Zeitgeist: Raus aus der Leistungsgesellschaft! scheint einem der Film entgegenzurufen. Und scheut sich nicht davor, den Genuss am Destruktiven zur Schau zu stellen.
Denn am Ende ist „Die letzte Sau“ ganz klar ein Film über Sehnsüchte. Und er weiß diese in Szene zu setzen: Blühende Rapsfelder, weite Straßen, menschenleere Landstriche.
Doch scheint der Regisseur seinem eigenen Stoff nicht ausreichend zu vertrauen. Jegliche eigenständige Interpretation nimmt Herbert Knaup als Erzähler dem Zuschauer ab, indem er die Handlung zusammenfasst und kommentiert. Und auch der durchaus gelungene Soundtrack, den die Band „Ton Steine Scherben“ beisteuert, bezieht sich zu direkt auf das Leinwandgeschehen. Eine Eigenleistung braucht der Zuschauer nicht mehr zu erbringen und so verliert sich allmählich die Spannung.
Das ist schade, denn „Die letzte Sau“ ist einer dieser wenigen Filme, die eine konkrete Haltung einnehmen. Etwas, das man im deutschen Film vermissen mag. Aron Lehmann kritisiert unseren Umgang mit Tieren und Konsum, indem er schonungslos abbildet, was sonst Dokumentationen und PETA-Aktivismus vorbehalten ist.
Und er gibt ein Beispiel dafür, was ein autonomes Leben so alles verändern kann. Eigentlich ein Film, der antreiben sollte, sich mehr treiben zu lassen.
Emily Grunert
„Die letzte Sau„, Regie: Aron Lehmann, Darsteller: Golo Euler, Rosalie Thomass, Thorsten Merten, Christoph Maria Herbst, Kinostart: 29. September