„Die Schatten der Frauen“ von Philippe Garrel



Garrel ist in Frankreich für seine besondere Bildsprache berühmt. Seine Spezialität sind karge, aber ungezwungen elegante Bilder, mit denen er private Momente so intim darstellt, dass der Betrachter fast das Gefühl hat, dabei zu sein. Seine Themen: die Liebe und wie schwierig zwischenmenschliche Beziehungen sind. „Die Schatten der Frauen“ ist eine klassische Liebesgeschichte, deren Handlung sich knapp zusammenfassen lässt: Pierre (Stanislas Merhar) und Manon (Clotilde Courau) sind beide zwischen dreißig und vierzig Jahre alt, arbeiten im Filmgeschäft und beginnen, ohne dass der jeweils andere davon weiß, Affären mit Unbekannten. Was sich daraus entspinnt, ist eine genüsslich süße, bitterböse bis brutale Geschichte zweier Seitensprünge.

Dabei sieht vom Straßenbild, den Teekännchen in Bett und Bistro, Klamotten und Tapeten alles an „Die Schatten der Frauen“ aus wie ein Zitat aus einer anderen Zeit – bis plötzlich die Bettwäsche von Hauptfigur Pierre an IKEA erinnert. Kann sein, dass der Film sagen will: alles, was jetzt in ist, das gab es schon mal. Denn er sagt auch: alles, von dem man denkt, es sei einzigartig, individuell und nicht wiederholbar, stellt sich irgendwann als alltäglich heraus. Die Frage ist nur, wie jeder einzelne damit umgeht. Ziemlich aktuell in einer Zeit, in der sich gefühlt alle mit Beziehungsmustern und Grenzen beschäftigen. Über den Nachgeschmack, den man davon im Mund behält, wird man vielleicht noch eine Weile nachdenken müssen.

Magdalena Kotzurek

Die Schatten der Frauen„, Regie: Philippe Garrel, DarstellerInnen: Clotilde Courau, Stanislas Merhar, Léna Paugam, Kinostart: 28. Januar 2015

1 2