„Die schönen Tage“ von Marion Vernoux
Liebe neu lernen
Alte Menschen, die sich größte Mühe geben gemeinsam Spaß zu haben, um ihrem Leben im letzten Drittel wenigstens noch ein bisschen Sinn abzuverlangen. Die ersten Schritte im Seniorenklub mit dem wegweisenden Namen „Die schönen Tage“ beeindrucken Caroline nur mäßig. So malen sich ihre beiden Töchter, die ihr per Schnupperabo diese merkwürdige Welt schmackhaft machen wollen, also ihr künftiges Leben aus. Einem inneren Impuls nachgebend hat die erfolgreiche Zahnärztin kurz entschlossen die gemeinsam mit Mann Philippe (Patrick Chesnais) geführte Praxis aufgegeben. Sie hatte mit ihren 60 Jahren genug, während er noch weiter arbeiten wollte. Statt Wurzelbehandlungen also Töpfern oder gar Auftritte in der Laienspielgruppe des Klubs?
Sicher nicht. Nach wenigen Momenten in dieser Runde, in der alle so vertraut miteinander wirken, hat Caroline genug von dem Theater, als sie sich auf Anweisung einer jungen Schauspiellehrerin vor den ihr Fremden mit Lockerungsübungen öffnen soll. Wütend stürmt sie aus Raum und Klub. Ein banales Computerproblem führt sie noch einmal zurück. Aus einem lockeren Plausch mit Kursleiter Julien (Laurent Lafitte) entwickelt sich ein alkoholisiertes Date mit dem Wuschelkopf.
Unversehen schlittert Caroline in eine Affäre mit dem 39-jährigen Schürzenjäger, der ihr Sohn sein könnte und doch unverfroren Avancen macht. Bald gibt die elegante Ex-Ärztin dem Werben des jungen Frauentypen nach. Sie genießt es begehrt zu werden, wieder Sex zu haben, mit Julien zu Kiffen und verliebt zu turteln. Während sie sich in der unkomplizierten Zweisamkeit mit ihm verliert, bleibt sie doch gleichzeitig eine verheiratete und liebende Ehefrau, die mit beiden Füßen im Leben steht und nicht von einer güldenen Zukunft in den Armen des jungen Liebhabers träumt. Unbedarft beginnt Caroline ein Leben neben dem eigenen. Ein Plan, der scheitern muss.