„Draußen ist Sommer“ von Friederike Jehn



Draußen ist Sommer“ wird Fans von authentischen Familiendramen zusagen. Der Zuschauer bleibt trotz Lösungsvorschlag für den Konflikt am Ende nicht mit dem Gefühl zurück, dass die Zukunft für Wandas Familie eine glückliche wird. Die Nähe zur Realität empfindet man wohl vor allem, weil die Rollen nicht mit Darstellern besetzt wurden, die den gleichen Stereotyp schon mehrfach verkörpert haben. So wirken die Gesichter frei von Assoziationen.

Der Film behandelt die immer aktuelle Thematik, dass Kinder in zerrütteten Familien eine viel zu große Verantwortung übernehmen, das in diesem Kinojahr beispielsweise auch „Das Glück der großen Dinge“ aufgriff. Dort ist die sechsjährige Maisie als Protagonistin des Films wesentlich jünger als Wanda. Außerdem beleuchtet der Film die Zeit nach der Trennung der Eltern, wobei das Mädchen zwischen die Fronten gerät und von zwischen den Elternteilen und ihren neuen Partnern hin- und hergeschoben wird. Wanda befindet sich hingegen in der Pubertät, in der die meisten Teenager schon an den biologischen Problemen des Erwachsenwerdens zu verzweifeln drohen. Wanda versucht zusätzlich die Rolle ihrer gelähmten Eltern zu füllen und die Familie zusammenzuhalten.

Vor der sommerlichen Kulisse und dem wunderschönen, charmanten Haus erscheint das Scheitern der Familie nur noch schlimmer. Das ist ein Kontrast, der von der Regisseurin Friederike Jehn (Deutscher Filmkunstpreis 2009 für „Weitertanzen„) durchaus beabsichtigt ist. Auch der Umzug konnte nicht über das hinweg täuschen, was ohnehin nicht zu leugnen war: die Ehe der Eltern ist am Ende. Besonders gelingt der Regisseurin die Darstellung der Lebenskrise, die nicht bei den Eltern und deren Eheproblemen halt macht. Stattdessen durchsetzen die Probleme die Familie auf allen Ebenen bis hin zum jüngsten der Kinder. Am Ende bleibt fest zu halten, dass man vor Problemen zwar fliehen, sie auf diese Weise aber nicht eliminieren kann.

Cindy Böhme

Draußen ist Sommer Regie: Friederike Jehn, mit Nicolette Krebitz, Marie Leuenberger, Joel Basman, Maria-Victoria Dragus, Ueli Jäggi, Wolfram Koch, Kinostart 24.10.2013

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