„Drei Fenster und ein Strick“ von Isa Qosja – 24. FilmFestival Cottbus



Drei Fenster und ein Strick“ thematisiert weniger den Krieg als seine indirekten Konsequenzen. Jeder im Dorf verdrängt, was noch immer viel zu nah ist. Aufarbeitung scheint es nicht zu geben. Die wenige Kommunikation ist dysfunktional und geprägt von den Hierarchien der Sprechenden. Dabei gewähren die gemachten Aussagen ebenso tiefe Einblicke in die Psyche aller Involvierten wie die stillen Phasen, in denen der Zuschauer mit von Stummheit geschlagenen Familien am Esstisch sitzt und jedes Wort zur Eskalation führen könnte.

Regisseur Isa Qosja, der in seinen bisherigen Projekten ähnlich kontroverse Themen aufgriff, gelingt mit „Drei Fenster und ein Strick“ eine kritische Reflexion über den Umgang mit Schande und Ehrgefühl. Eindringlich und in ruhigen Bildern geht er auf die Scham der Opfer und die fehlende Empathie der Außenstehenden ein. Die unterschiedlichen Handlungsstränge erlauben es dem Zuschauer, sich ein vielschichtiges Bild von einer Gemeinschaft zu machen, die exemplarisch für ein ganzes Land zu stehen scheint.

Der Film berührt durch die zur Schau gestellte Abgeklärtheit aller Involvierten. Wenn Lushe von ihrer Misshandlung berichtet, tut sie es bedacht. Sie schildert Ablauf statt Gefühl. Es geht ihr nicht um Mitleid, sondern um die Wahrheit, die so viele um sie herum aus den Augen verloren haben.

Emily Grunert

Drei Fenster und ein Strick“ („Three Windows and a Hanging„), Regie: Isa Qosja, DarstellerInnen: Irena Cahani, Luan Jaha, Donat Qosja, Xhevat Qorraj, Leonora Mehmetaj

Termine beim FilmFestival Cottbus:
Mittwoch 5. November 2014, 17.30 Uhr, Stadthalle Cottbus
Donnerstag 6. November 2014, 10 Uhr, Weltspiegel Cottbus

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