„Ein Haus in Berlin“ von Cynthia Beatt


Regisseurin Beatt musste lange um ihr Projekt "Haus in Berlin" kämpfen. Foto: Filmfest Rotterdam

Regisseurin Beatt musste lange um ihr Projekt „Haus in Berlin“ kämpfen. Foto: Filmfest Rotterdam

Für dieses Herzensprojekt – einem klassischem, geschichtsträchtigen Stoff – hat Beatt ganz im Stil ihrer früheren Werke kein bewusstes Genre, sondern eher eine Erzählstruktur jenseits der Genrekonventionen gewählt, das man höchstens als dokumentarischen Spielfilm klassifizieren könnte – wenn man die Kategorisierung favorisiert. Darüber hinaus wird die Geschichte von einer Erzählerin, einer vermeintlichen Bekanntschaft Stellas, zusammen gehalten und vorangetrieben, ein weiteres Mittel, das die dokumentarische Motivation hinter „Ein Haus in Berlin“ verdeutlicht. Diese ungewöhnliche Umsetzung ist nicht immer überzeugend, da das (oft laienhafte) Schauspiel zu oft zwischen bewusstem Understatement und (über)dramatischem Bühnenspiel changiert. Umso verwunderlicher ist es, dass sie weder den Handlungsablauf, noch den Spannungsaufbau, die prägenden und schockierenden (Familien-)Enthüllungen oder gar die Wirkung des Films schmälert, im Gegenteil.

Ein Haus in Berlin“ lebt nämlich von dem Engagement, das ihm alle am Film Beteiligten entgegen bringen, in jeder Einstellung ist das Festhalten der Regisseurin an der Idee des Films spürbar, in jeder Szene der Glaube daran, dass es so etwas wie eine Notwendigkeit gibt, dieser Geschichte, die gut und gern historisches Faktum sein könnte, die nötige Leinwandpräsenz zu verleihen. Gelebte Erinnerungskultur – Beatt zeigt mit „Ein Haus in Berlin„, dass so etwas tatsächlich möglich ist.

Marie Ketzscher

Ein Haus in Berlin„, Regie: Cynthia Beatt, DarstellerInnen: Susan Vidler, Isi Metzstein, Clemens Schick, Peter Knaack, Maria Heiden, Achim Buch, Doris Egbring-Kahn

Weiterlesen: Cynthia Beatt im Interview „Ich bin ermüdet von vielen Spielfilmen zum Film.

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