„Es wird sicher passieren“ von Stefan Wipplinger (Mai16)


Regisseur Stefan Wipplinger im Open Screening-Interview im Sputnik Kino

Regisseur Stefan Wipplinger im Open Screening-Interview im Sputnik Kino

Wie bist du zum Film gekommen?
Nachdem ich im Alter von 15 bis 16 Skatevideos und Unfug gedreht habe, hat ein Kunstgeschichtsreferat, das so was wie eine Strafarbeit sein sollte, mein Interesse für die Stummfilm-Expressionisten und die Anfänge des Films geweckt. Ich habe als Maturaprojekt meinen ersten Kurzfilm gedreht – einen Schwarzweiß-Stummfilm nach expressionistischem Vorbild – und damit den Hauptpreis eines Jugendfilmfestivals gewonnen. Später habe ich mich auf der Kunst-Uni Linz unter anderem mit Experimantalfilm beschäftigt, womit ich aber sehr unzufrieden war. Meine einzigen Bewerbungsversuche für Filmhochschulen (DFFB und Ludwigsburg) führten leider nur zu Wartelistenplätzen. Mit etwas Geduld hätte es bestimmt irgendwann geklappt. Aber ich habe mich dann für’s Szenische Schreiben an der UDK Berlin entschieden und angefangen, Theater zu machen. Ich habe aber den Film nicht vergessen!

Inzwischen arbeitest du ja sehr viel im Theaterbereich. Gibt es für dich zwischen den beiden Welten Film und Theater große Unterschiede – oder auch Gemeinsamkeiten?
Sicher gibt es Gemeinsamkeiten, aber die Unterschiede treten jetzt nach vier Jahren Studium sehr viel deutlicher für mich hervor. Gerade beim Schreiben für Theater steht die Sprache viel mehr im Fokus, während sie beim Film oft eher ein Hindernis ist, wie mir scheint. Die Sprache und die Handlungskraft der Sprache ersetzen gewissermaßen im Theater schon die Narration, beseitigen Figur und Handlung. Beim Film ist das beherrschende Element das Bild – und damit auch der Angriffspunkt für jede filmische Innovation.
Ich muss gestehen, dass beides für mich sehr extreme Positionen sind, die ich wahnsinnig interessant und produktiv finde, die ich mir aber nicht zum Ziel machen kann. Ich stehe irgendwo dazwischen. Deshalb wird mir bei Theatertexten ständig gesagt, das sei sehr filmisch, während meine Filmdrehbücher ständig als recht theatral bezeichnet werden.
Auf der Bühne interessiert mich die Situation – während viele Postdramatiker zusammen mit Figur und Handlung versehentlich auch die Situation abgeschafft haben, was mitunter grässlich ist. Im Film interessiert mich aber am meisten die Emotion – und zwar sowohl innerhalb des Bildes zwischen Menschen als auch beim Zuschauer, beziehungsweise die Frage, wie und wo sie beim Zuschauer entsteht und fortwirkt.

Sind neue Projekte in Planung?
Ab kommendem Herbst möchte ich an einem Episodenfilm über Fernbeziehungen schreiben. Auch da spielen bei der Entwicklung der Narration reale Vorlagen aus Erzählungen und Internetfundstücke eine große Rolle. Es gibt auch Fundstücke im Internet, die dem Polizeinotruftelefonat sehr ähneln und in denen auch wunderbare Geschichten stecken, zum Beispiel „die Gewitteroma„. Vielleicht wird daraus mal ein Kurzfilm. Die Idee würde ich auch spenden, wenn jemand Lust hat – klar, sonst würde ich’s ja nicht erzählen.

Open Screening im Kino Sputnik.

Open Screening im Kino Sputnik.

Das nächste Open Screening

… findet am Mittwoch, den den 18. Mai 2016, im Sputnik Kino Kreuzberg statt.
Filmabgabe ab 20 Uhr
Screenings ab 20.30 Uhr.
Mögliche Formate: Blu-ray, DVD, AVI, MPG2, MOV, MPG4 sowie alles, was der VLC-Player abspielt … und VHS.

Der Eintritt ist wie immer für Filmemacher und Publikum frei.

Mehr zum nächsten Open Screening bei Facebook und auf www.openscreening.de.
Alle Open Screening-Kurzfilme findet ihr in unserem Open Screening-Kanal!

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