„Frau Stern“ von Anatol Schuster


In „Frau Stern“ von Anatol Schuster spielt Ahuva Sommerfeld die titelgebende Hauptfigur. © Neue Visionen Filmverleih

Stern-Stunde

Die resolute 90-jährige Jüdin und Holocaust-Überlebende Frau Stern (Ahuva Sommerfeld) lebt in Berlin-Neukölln. Dort verbringt die ehemalige Restaurantbesitzerin ihre Zeit am liebsten mit jungen Leuten, denn „die sind nicht schuld“. Zu ihrer etwas planlosen und verträumten Enkelin Elli (Kara Schröder) hat die rüstige Frau Stern ein besonders enges Verhältnis. Wenn sie mit Elli und deren Freunden feiert und raucht, blüht sie auf. Wer sich Sorgen um die schlagfertige Seniorin macht, dem erwidert sie: „Ich habe das KZ überlebt. Ich werde auch das Rauchen überleben.“

Doch nun möchte Frau Stern aus dem Leben treten – und das selbstbestimmt und mit Würde. Dass ein Gast in ihrer Lieblings-TV-Sendung „Sternstunde“ das Thema Selbstmord aufgreift, bestärkt Frau Stern in ihrer Entscheidung. Da ihr Arzt ihr nicht helfen kann, beschließt Frau Stern kurzerhand: Eine Pistole muss her. Ihr Friseur und Vertrauter (Murat Seven) besorgt ihr zwar regelmäßig Joints, doch die Suche nach einer Waffe gestaltet sich deutlich schwieriger. Weder im Späti um die Ecke noch in ihrer Stammkneipe will man der entschlossenen Frau Stern weiterhelfen. „Meine Dame, wozu brauchen Sie denn eine Knarre?“, fragt sie ein Kneipengast. „Ich will nicht mehr leben. So einfach ist das.“ Mutig, mit klarer Haltung und rabenschwarzem Humor sucht Frau Stern nach anderen Wegen, um sich ihren letzten Wunsch zu erfüllen: einen schnellen Abgang.

Währenddessen tut Enkelin Elli alles, um der toughen, aber warmherzigen Großmutter die Lust am Leben zurückzugeben, und schlägt ihr vor, bei einem Karaoke-Abend zu singen. Die Szene, in der Ahuva Sommerfeld alias Frau Stern in einer Bar ihren Lieblingssong „Summertime“ vorträgt, am Klavier begleitet von ihrer Enkelin Lili Sommerfeld, gehört zu den bewegendsten des Films.
Im Alter von 75 Jahren zog Ahuva Sommerfeld nach Berlin, um in der Nähe ihrer Enkelin zu sein, zu der sie wie im Film ein enges Verhältnis hatte. Ahuva Sommerfelds Tochter, die Musikerin Nirit Sommerfeld, spielt auch im Film ihre Tochter und tritt gemeinsam mit dem Orchester Shlomo Geistreich als Sängerin auf.

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