„Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald“ von Michał Marczak


Auf zu neuen Ufern: Tommy von Fuck For Forest auf dem Weg in den Regenwald. © Neue Visionen Filmverleih

Auf zu neuen Ufern: Tommy von Fuck For Forest auf dem Weg in den Regenwald. © Neue Visionen Filmverleih

420.000,- Euro hat Fuck for Forest zum Zeitpunkt der Dreharbeiten immerhin schon gesammelt. Um diese Summe nicht unnötig zu strapazieren, greift die Gruppe für ihren geringen Lebensstandard regelmäßig auf Containern und weggeworfene Altkleidung zurück. Wenn gerade nicht aus Liebe zur Natur gerödelt wird, klampft Danny ein bisschen auf seiner Ukulele und begleitet die katzenjammerartigen Gesänge von Natty. Während man in Bars damit einem irritierten Publikum ein paar Euros aus der Tasche leiert, stößt man beim alljährlichen Slutwalk in Berlin auf wütende Demonstranten. Gegen sexuelle Gewalt demonstrieren und freie Liebe postulieren ist eben nicht dasselbe.

Irgendwann geht endlich ein Hilferuf bei FFF ein. Im fernen Amazonasgebiet fürchten die einheimischen Bauern um die Abholzung des Regenwaldes und um ihre Existenz. Einige Flugstunden später wird mit den Stammesanhängern der Bora nackt ums Feuer getanzt, ein Schamane sorgt mit einem selbstgemixten Drogencocktail für den entsprechenden Spirit. Doch der Morgen danach erweist sich in doppelter Hinsicht als ernüchternd, denn die betroffenen Bauern reagieren alles andere als dankbar auf diese merkwürdigen Europäer, die nackt in ihren Vorgärten Yoga praktizieren und ihnen Geld schenken wollen.

Regisseur Michal Marczak scheut sich nicht, den bröckelnden Idealismus der Gruppe bildlich festzuhalten, waren seine vorangegangenen Aufnahmen und Off-Kommentare doch nicht ohne Grund in eine gewisse Skepsis gehüllt. Als Zuschauer fühlt man sich verstanden: Ficken für den Regenwald ist eine nette Idee, sofern man es schafft, seine eigenen Grenzen – ob nun gesellschaftlich aufoktroyiert oder individuell angelegt – zu überwinden. „Bist du eifersüchtig?“, fragt Danny auf der Hälfte des Films eine etwas muffelige Natty, nachdem er spontan einen Schwulenporno mit einem jungen Mann in der gemeinsamen WG gedreht hat. „Willst du, dass ich eifersüchtig bin?“, fragt sie daraufhin biestig zurück. Das Zelebrieren von freier Liebe scheint, selbst für diese Hippiekommune, auch ein Unterfangen mit Widerständen zu sein. Irgendwie beruhigend.

Alina Impe

Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald, Regie: Michał Marczak; mit: Leona Johansson, Tommy Hol Ellingsen, Kaajal Shetty; Kinostart: 13.06.2013

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