„Fuck For Forest – Ficken für den Regenwald“ von Michał Marczak


Morgengymnastik mit den "Fuck For Forest"-Aktivisten. @Neue Visionen Filmverleih

Morgengymnastik mit den "Fuck For Forest"-Aktivisten. @Neue Visionen Filmverleih

„Wir haben Angst vor unseren eigenen Körperflüssigkeiten, aber das ist doch alles organisch“, sagt Tommy, während er sich gierig Sperma und Blut von den Händen ableckt. Wenige Minuten zuvor hat er seine Freundin Kaajal vor den Augen eines neugierigen Publikums im Rahmen eines Berliner Keller-Sit-ins ordentlich durchgenommen. Mit dem eigenen Würgreflex steigt auch der innere Zwiespalt auf: Wären wir nicht alle gern so liberal?

Was für den konservativen Spießer eine massive Grenzüberschreitung ist, ist für die Aktivisten-Gruppe von Fuck for Forest (FFF), denen der Filmemacher Michal Marczak einen gleichnamigen Dokumentarfilm gewidmet hat, ein Konzept zur ökologischen Nachhaltigkeit. Auf ihrer Homepage bieten sie erotisches und pornografisches Foto- und Videomaterial an, das gegen eine Spende in Form von eigenem sexuellen Content oder Geld zugänglich wird. Mit dem gesammelten Geld sollen weltweit Umweltschutzprojekte unterstützt werden. „Saving the planet IS sexy!“, lautet der Slogan von FFF. Und genau hier tun sich ein paar Schwierigkeiten auf.

Die gab es nämlich schon vor 45 Jahren. Fuck for Forest orientiert sich stark an dem 68er-Credo von freiheitlicher Sexualität und Polyamorie. Was damals schon schwer umsetzbar war, liegt wohl an dem etwas unglücklichen Umstand, dass sich zumindest in der westlichen Welt die Menschen lieber in monogamer Sicherheit wiegen, auch wenn Statistiken zu Scheidungen und Seitensprüngen erheblich an diesem idealkonservativen Bild kratzen. Der Idealismus von Tommy, Kaajal, Danny, Natty und Leona fängt hingegen bei der Verlagerung des Sexuellen vom privaten in den öffentlichen Raum an. Ihre Statistik besagt, dass von zehn willkürlich angesprochenen Leuten sich immerhin im Durchschnitt einer bereit erklärt, vor der Kamera zu posieren oder zu kopulieren. Glaubt man den dazugehörigen Bildern, so sind das meist Afterhour-Partypeople, die ihre Hemmungen sowieso am Vorabend zuhause gelassen haben.

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