„Haftanlage 4614“ von Jan Soldat
Urlaubsgrüße aus Deutschland
Ein Mann mittleren Alters liegt nackt auf dem Metallboden. Er windet sich wie ein Tier auf der Schlachtbank. Die Hände in Handschellen hinter dem Rücken, auch die Füße sind verkettet. Ein Sack ist ihm über den Kopf gestülpt, neben ihm ein großer Kerl in Tarnkleidung. Der lässt Wasser durch den Sack laufen, drückt ihn dabei zu, schreit sein Opfer unentwegt an. Das Winden wird so lange stärker, bis er ihn wieder atmen lässt, nur um kurz darauf wieder von vorne zu beginnen.
Ein ziemlich kaltes Opening. Jan Soldat ist mittlerweile Dauergast auf der Berlinale. Mit Haftanlage 4614 präsentiert er im Rahmen der Sektion Panorama Dokumente seinen neuesten Film. Was man gerade zu sehen bekam ist keine Szene aus Guantanamo. Es ist ein privates Gefängnis irgendwo in Deutschland. Ein Ort an dem Bondage-, Folter- und Unterwerfungsfetische ausgelebt werden können. Die Folterung ist eine Dienstleistung. Der nackte Mann auf dem Boden kein Opfer, sondern zahlender Kunde. Zu Gast sind hier ausschließlich Männer. Ob Homo – oder Heterosexuell spielt dabei keine Rolle, zu tatsächlichem Sex kommt es an diesem Ort nicht.
Die Brutalität und Härte der Eingangssequenz stößt vor den Kopf. Gerade zu Beginn muss man sich immer wieder vergegenwärtigen, dass jeder der Gäste freiwillig da ist. Erst mit der Zeit wird deutlich, dass der Leiter der Einrichtung genau weiß was er tut. Dass sein rauer Befehlston ein Teil des Spiels ist, dass er in jeder noch so gewaltsam erscheinenden Handlung, nur auf die Wünsche der Gäste eingeht. Jederzeit kann das Ganze per Codewort beendet werden.