„Haftanlage 4614“ von Jan Soldat



Zunächst zeigt der Film ausschließlich. Jedoch zeigt er nie mit dem Finger. Der Regisseur verzichtet auf jeglichen Kommentar. Den gesamten Film über bleibt er hinter der Kamera, nur in einigen Gesprächen mit den Häftlingen ist seine Stimme aus dem Off zu hören. Diese Neutralität spiegelt sich auch in den Bildern wieder, die das Geschehen eingefangen haben. Jan Soldat hat sich nichts vor gemacht. Ein Mikrofon, ein Stativ, eine Kamera. Mehr braucht man schließlich auch nicht. Statik, kaum Sättigung, kaum Kontrast, ausgebrannte Hintergründe. Bilder so roh wie die Wirklichkeit, die sie zeigen. Hier wird nichts beschönigt und nichts bewertet. Das klingt alles ein wenig verstörend, vielleicht sogar abstoßend. Doch spätestens wenn die Häftlinge und Wärter von sich zu erzählen beginnen, kommt auch die Sympathie. Jeder von ihnen ist auf seine eigene, vielleicht etwas verschrobene Art und Weise, ein Original. Offen, ehrlich und humorvoll erzählen sie von ihrem Leben und ihren Vorlieben.

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Überhaupt entwickelt der Film schnell eine skurrile Komik. Dieser Ort, ein irgendwie provisorischer, zeitloser Mikrokosmos, der vom Rest der Welt losgelöst zu sein scheint. Diese Menschen und das, was sie da tuen, mit welcher Hingabe und Selbstverständlichkeit sie die Schmerzen genauso genießen wie ertragen. Es erscheint alles so absurd, dass man sich schnell grinsend und gut unterhalten in seinem Kinosessel wieder findet.

Albert Knaub

Haftanlage 4614„, Regie: Jan Soldat

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