„Hüter der Erinnerung – The Giver“ von Phillip Noyce


Jeff Bridges (links) gibt als "Giver" Erfahrungen an den jungen Jonas (Brenton Thwaites) weiter. Foto: Studiocanal

Jeff Bridges (links) gibt als „Giver“ Erfahrungen an den jungen Jonas (Brenton Thwaites) weiter. Foto: Studiocanal

Verbannte Emotionen

Die Menschen reden gewählt miteinander, alle Kinder fahren die gleichen aufladbaren Fahrräder, Bäume werden symmetrisch aus Bausätzen zusammengesteckt und jeder trägt ähnliche Kleidung. In dieser scheinbar perfekten Welt regieren Harmonie, Gleichförmigkeit und Regelkonformität. Die vorherrschende Harmonie ist allerdings an ein strenges Reglement geknüpft. Jobs gibt es auf Zuteilung, die Zeiten zum Nach Hause und Zu Bett Gehen sind festgelegt. Beim morgendlichen Check-Out aus dem Haus erhält jeder eine Injektion, klassische Familien haben ausgedient – sie sind Familiengemeinschaften und Leihmüttern gewichen, die den Nachwuchs austragen. Die Kinder werden dann ebenfalls zugeteilt.

Alles Negative ist aus der Gemeinschaft verbannt: Hass, Leid, Neid, Krieg. Aber es gibt auch keine Gewinner und Verlierer. Es dominieren Grautöne und Monotonie – bei Menschen sowie in der Natur. Der Rat der Ältesten kontrolliert und strukturiert das Leben jedes Menschen von der Geburt über den Eintritt ins Erwachsenenleben bis zum Tod.

Der 16-jährige Jonas steht vor dem Ende seiner Schulzeit und wird in der alljährlichen Zeremonie mit allen anderen erfahren, welche Bestimmung der Ältestenrat für ihn vorsieht. Während seine Schulfreunde Lehrer, Leihmütter oder Babypfleger werden, ist Jonas zu Höherem bestimmt: Hüter der Erinnerung. Fortan gelten für ihn andere Regeln, als für alle anderen. Er darf lügen und muss über seinen Job schweigen. Als er in die Lehre tritt, erfährt er vom derzeitigen Hüter, dass er als einziger Zugang zu den Erinnerungen und Eindrücken der Welt haben wird, die vor der jetzigen bestanden hat. Mit diesem Wissen wird er als Berater für den Ältestenrat gebraucht. Alles, was unsere Welt ausmacht und schön gestaltet, lernt Jonas erstmals in seinen Besuchen beim Hüter kennen. Dieser überträgt ihm die wundervollen Erinnerungen an glühende Sonnenuntergänge, fein rieselnden Schnee und eine immense Farbvielfalt.

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