„Im Keller“ von Ulrich Seidl


Regisseur Ulrich Seidl präsentiert in "Im Keller" Sonderbares wie dies: Kudus, Oryx, Impalas, Gnus und Paviane zieren die Kellerwände des Einfamilienhauses der Ellingers in Niederösterreich - alle selbstgeschossen und auch selbst gegessen. © Neue Visionen Filmverleih

Regisseur Ulrich Seidl präsentiert in „Im Keller“ Sonderbares wie dies: Kudus, Oryx, Impalas, Gnus und Paviane zieren die Kellerwände des Einfamilienhauses der Ellingers in Niederösterreich – alle selbstgeschossen und auch selbst gegessen.
© Neue Visionen Filmverleih

Es lauert im Keller

Im Keller lauert die Wahrheit. Bereit, als Angst einflößendes Ungetüm die Stiegen zu erklimmen und vor dem Bewusstsein zu deklamieren: Hier bin ich, kennst du mich noch? In Ulrich Seidls Dokumentation „Im Keller“ (Österreich 2014), werden allerlei vermeintliche Kellerungetüme ans Licht befördert, so schön böse und schwarz und zum Totlachen und Weinen, wie man es sich nun mal von dem österreichischen Enfant Terrible erwartet.

Der Keller ist im Leben dieser Protagonisten der Wohlfühlort oder zumindest der Ort, an dem endlich authentisch gelebt werden kann, der unlängst Normalität und Alltag bedeutet. Das macht „Im Keller“ aus: Die verschiedenen sexuellen, psychischen und politischen Extreme zeigen sich geradezu unaufgeregt. Guck mal, scheint der Film oft zu sagen: Im Keller ist es gar nicht so dunkel, da braucht man keine Angst haben. Und weil so viel gelacht werden darf, will man das auch gern glauben. Da gibt es den Ehesklaven, der mit Hodengewichten im glücklichen Schmerz für die dominante Ehefrau kocht, den Altnazi, der mit seiner Tuba deutsche Märsche auf dem Sofa nachspielt und dort zwischen Hitler-Portraits das von seiner Frau auf die Treppenstufen gestellte Essen verzerrt, den Waffenschützen, der sich auf den Angriff von ominösen Schläfern vorbereitet und manchmal vor seinen Pappattrappen Wagner singt.

ImKeller_PlakatRichtig gut wird „Im Keller„, wenn der ungewohnte Blick den im Kino Geifernden mit den eigenen Vorurteilen konfrontiert, das gilt besonders für die zur Schau gestellten SM-Praktiken. Der Ehesklave hat eindeutig Lust an der eigenen Fremdbestimmung, eine andere Dame im Bondage-Kostüm spricht selbstbewusst über ihre sexuellen, masochistischen Vorlieben und lässt dabei auch nicht den Fakt aus, dass sie in vielen Beziehungen schon häusliche Gewalt erlebt hat, so unbequem und verwirrend das für das Publikum auch sein mag. Hier wird schön drastisch Differenzierung eingefordert – und Akzeptanz gleich dazu.

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