„Im Keller“ von Ulrich Seidl



Seidls Alleinstellungsmerkmal, den Finger auf pikante Art und Weise in gesellschaftliche Wunden zu legen, stößt allerdings mit „Im Keller“ an seine Grenzen. Nicht alle Protagonisten dürfen von ihrem Kellerleben offenherzig berichten oder es vorleben – viele erscheinen statisch in ihren Kellerabteilen, als panoptische Freaks vor ihrer absurden Inneneinrichtung abgelichtet. Oft wird zudem nicht klar, ob jemand da wirklich aus freien Stücken, ohne fragende Intervention, seine Kellergeschichte zum Besten gibt. Dazu kommt ein unangenehmer Vorführeffekt, der sich besonders einstellt, als wiederholt eine Frau mit verschiedenen Puppen gezeigt wird – Puppen, die sie so behandelt, als wären sie echt, als wären sie Babys. Muss das sein? Es wirkt ein bisschen, als fehle der Respekt vor der so Dar- und Ausgestellten.

Es bleiben herrlich anekdotische Momente, und von denen gibt es reichlich. Zum Beispiel, als die Waffennarren Islam, Islamisierung und Muslime in einen Topf schmeißen und umrühren. Da wird schon mal ironiefrei über die „Einfalt der orientalischen Logik“ gesprochen, als sei die ein genetisches Faktum und keine spinnerte Behauptung. Die Selbstentlarvung des Kleinbürgers – das kann keiner besser zeigen als Ulrich Seidl. Schnell ans Tageslicht damit.

Marie Ketzscher

Im Keller„, Regie: Ulrich Seidl, Kinostart: 4. Dezember 2014, aud DVD ab 12. Juni 2015

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