International Film Festival Rotterdam 2021: FRIENDS AND STRANGERS von James Vaughan


Still aus FRIENDS AND STRANGERS von James Vaughan © IFFR 2021

Still aus FRIENDS AND STRANGERS von James Vaughan © IFFR 2021

„We don’t really know each other“

Millennials, die etwas planlos durchs Leben irren, immer auf der Suche nach dem einen, bedeutungsvollen Moment, sind ein weit verbreitetes Klischee, das nicht selten seinen Weg ins Kino findet. Der australische Filmemacher James Vaughan bringt in seinem dennoch originellen, mit leiser Ironie gespickten 80-Minüter FRIENDS AND STRANGERS zwei offenbar recht privilegierte „Twentysomethings“, Ray (Fergus Wilson) und Alice (Emma Diaz), auf die Leinwand, die ziellos vor sich hin leben, herumreisen und nicht wissen, was sie mit sich und ihrem Leben anfangen sollen.

Kennengelernt haben sich Ray und Alice in Brisbane und was sie nun eigentlich sind, Freund:innen oder doch etwas anderes, wissen sie selbst nicht so genau. Zu Beginn des Films entscheiden sie sich, am Wochenende ins Grüne zu fahren, gemeinsam – oder irgendwie auch nicht. Nach der Anreise in zwei getrennten Autos auf dem Campingplatz angekommen, geraten sie immer wieder in absurde Situationen, etwa wenn sie minutenlang mit einem alten Mann darüber diskutieren, ob sie ihr Zelt dort aufbauen dürfen, wo sie es aufgebaut haben, obwohl niemand der Beteiligten es genau weiß – und obwohl der Campingplatz am See ungewöhnlich leer wirkt.

Während des gesamten Campingwochenendes finden Ray und Alice nie wirklich zueinander. Wenn Ray wandern gehen will, will Alice sich lieber kurz hinlegen. Wenn sie ihm näherkommen möchte, geht es ihm zu schnell und sie ist verwirrt und weiß nicht mehr, was sie eigentlich will. Wenn sie frische Luft braucht, fühlt er sich beobachtet und will das Zelt schließen. Dabei bleiben Ray und Alice nicht nur als individuelle Charaktere vage. Auch die Gespräche der beiden untereinander und mit den Menschen, die ihnen begegnen, bleiben seltsam oberflächlich und distanziert. Nichts scheint Ray und Alice richtig begeistern und aus ihrer Selbstbezogenheit reißen zu können.

1 2