ALFILM 2017: „Ghost Hunting“ (OT: „Istiyad Ashbad“) von Raed Andoni


"Ghost Hunting" von Raed Andoni erhielt den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis © Les Films de Zayna, Arte France, Dar Films , Akka Films

„Ghost Hunting“ von Raed Andoni erhielt den Glashütte Original Dokumentarfilmpreis © Les Films de Zayna, Arte France, Dar Films, Akka Films

Konfrontationstherapie

„Seit 1967 werden 750.000 Palästinenser in israelischen Gefängnissen inhaftiert.“ Mit dieser Mitteilung beginnt der Dokumentarfilm von Raed Andoni. Er schafft eine Art Film im Film. Das Resultat ist eine halb fiktive halb dokumentarische Annäherung an Erfahrungen einiger dieser ehemaligen Häftlinge. Die Aufnahmen beschränken sich nicht auf den angekündigten Spielfilm, für den Andoni seine Darsteller sucht, sondern dokumentieren zugleich die Entstehung desselben. Auf diese Weise verfolgt der Zuschauer den Prozess der Suche nach den Darstellern, des Kulissenaufbaus, der Proben und schließlich der Dreharbeiten selbst.

Während des Vorsprechens erzählen die Männer über ihre Vergangenheit in israelischen Gefängnissen und wie sie verschiedenen Foltermethoden ausgesetzt wurden. Es stellen sich Männer unterschiedlichen Alters und Berufs vor. Schnell steht fest, dass die Hauptrolle, für dessen Charakterisierung der Regisseur sich auf die spezifische Erfahrung eines Bekannten, der als Berater mitwirkt, stützt, ein junger Schauspieler übernimmt. Die anderen Männer, unter ihnen Maurer, Schreiner, Elektriker, Anstreicher und Zeichner, kümmern sich in erster Linie um die Kulisse. In einer riesigen, leeren Halle sollen sie eines der größtes Gefängnisse in Jerusalem nachbauen. Sie ziehen Wände auf, definieren die Zellen- und Verhörraumgrundrisse oder stellen möglichst originalgetreue Metalltüren her.

Zum einen scheinen sie einen gewissen Stolz daraus zu schöpfen, dass sie in dieser spezifischen Sache als Experte wertgeschätzt werden. Andererseits bringen sie ein Wissen ein, das sie aus einer schmerzhaften, erniedrigenden Situation heraus erlangt haben. Nach und nach brechen die daraus entstandenen Traumata bei den Einzelnen auf. Die Gewissheit, dass alle Anwesenden Ähnliches erlebten, scheint es einfacher zu machen, sich gehen zu lassen. Wobei insgesamt alle bemüht wirken, sich zu beherrschen und kaum Schwäche zu zeigen.

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