„Liberace“ von Steven Soderbergh


Der junge Scott (Damon, rechts) erliegt dem Charme des Entertainers Liberace. © dcm 2013

Der junge Scott (Damon, rechts) erliegt dem Charme des Entertainers Liberace. © dcm 2013

Vom Leben im Luxus mit Lee bleibt nicht viel. Scott arbeitet fortan als einfacher Postangestellter. Umso mehr überrascht ihn ein Anruf des Verflossenen lange nach der Trennung. Lee ist an Aids erkrankt und bittet Scott an sein Totenbett, wo er ihm offenbart, sich mit ihm am wohlsten gefühlt zu haben. Aus der schillernden Persönlichkeit ist ein alter, todkranker Mensch geworden. Sogar nach dem Tod des Entertainers versucht das Management mit einer Lüge zu den Todesumständen, die Homosexualität zu verbergen. Die Autopsie belegt jedoch den Aidstod des Entertainers, womit auch seine Lebenslüge ein Ende findet.

Liberace stellt eine Faszination dar, die Soderbergh nun filmisch in Szene gesetzt hat. Der Entertainer, der von seinen Freunden stets Lee genannt wurde, war ein echter Wegbereiter im Showbusiness. Er spielte nicht nur exzellent Klavier, wie man angesichts des Filmes meinen könnte, sondern unterhielt sein Publikum auch mit Gesang, Tanz und amüsanten Anekdoten. Das war seinerzeit eine Neuheit, die Liberace zum bestbezahlten Entertainer der Welt machte. Von Beginn der 50er bis Ende der 70er verbrachte Liberace über 30 Jahre auf der Bühne und bekam sogar eine eigene Fernsehsendung „The Liberace Show„.

Bei der Ausstattung wurde akribisch gearbeitet und für das Werk unzählige Liberace-Besitztümer aufgetrieben. © dcm 2013

Bei der Ausstattung wurde akribisch gearbeitet und für das Werk unzählige Liberace-Besitztümer aufgetrieben. © dcm 2013

Das Filmmotto und Liberace-Zitat „Zuviel des Guten ist wundervoll“ lässt sich ohne weiteres auf die Kulissen und Requisiten des Films übertragen. Die verwendeten Gegenstände sind zu großen Teilen Originale aus dem Besitz des Entertainers. Selbst die Inneneinrichtung des Appartements wurde eigens für den Film rekonstruiert und mit ehemaligen Besitztümern Liberaces ausgestattet. Die Gegenstände dafür stammen aus Antiquitätenläden und Museen, wo sie im Laufe der Zeit gelandet waren. Der Film wurde vom US-amerikanischen Abo-Kabelfernsehsender HBO produziert, der es versteht mit Produktionen wie „Game Of Thrones“ oder „The Wire“ das Serien-Genre zu revolutionieren. So war Soderberghs „Liberace“ bereits im Mai, weit vor dem Kinostart in Deutschland, im amerikanischen Fernsehen zu bewundern.

Der Zuschauer, der nicht von der Existenz Liberaces weiß, kann schnell auf den Gedanken kommen, dass es sich um eine Trash-Komödie handelt. Die überzogenen Gebärden, mit denen die Homosexualität von Scott und Lee unterstrichen werden soll, prägen den Charakter des Films wesentlich. Matt Damon und Michael Douglas inszenieren sich mit ihren Fönfrisuren in humorvoller Weise als schwules Pärchen. So wird mit einem Streit darüber, wer beim Sex hinten sein darf, und einem Besuch im Sexshop mit Klischees und Vorurteilen gespielt. Dabei wird es jedoch nie geschmacklos.

Was zunächst wie eine skurrile Darstellung eines homosexuellen Paares anmutet, erfährt ebenso viel Tiefgang. Soderbergh rückt Themen in den Fokus, die die Probleme eines Schwulen zu Liberaces Lebzeiten aufzeigen. Das ewige Verstecken seiner sexuellen Neigung lässt die Beziehung von Scott und Lee zerbrechen, der schließlich an einer HIV-Erkrankung verstirbt. Dass der Film und die Inszenierung der Charaktere bei Kritikern auf Lob stoßen, beweist die Emmy-Auszeichnung, die Michael Douglas erst kürzlich für seine Rolle als Liberace erhielt.

Cindy Böhme

Liberace“ (OT: „Behind the Candelabra„), Regie: Steven Soderbergh, Darsteller: Michael Douglas, Matt Damon, Dan Aykroyd, Rob Lowe, Debbie Reynolds, Kinostart: 3. Oktober 2013, Auf DVD ab 21.3.2014

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