„Liberace“ von Steven Soderbergh
Glitzer und Glamour im Überfluss
Opulente Kostüme, prunkvolle Häuser und schillernde Persönlichkeiten: In Steven Soderberghs neustem Werk zeigen Matt Damon und Michael Douglas eine andere Seite ihrer männlichen Existenz, als der Zuschauer es gewohnt ist. Mit Kajal, Fönfrisur und Toupet spielen sie ein homosexuelles Paar in den Siebzigern. Das Leben des US-Entertainers Liberace, der ab den Fünfzigern zu großem Ruhm gelangte, bildet den Ausgangspunkt für den gleichnamigen Film, der beim Filmfest in Cannes seine Premiere feierte. Doch nicht der Star Liberace steht im Zentrum. Soderbergh stellt seinen Lover Scott als Protagonisten in den Mittelpunkt dieser Liebesgeschichte.
Scott (Matt Damon) könnte kaum bodenständiger sein. Er verdient sein Geld als Hundetrainer und lebt mit seinen Pflegeeltern gemeinsam in einem beschaulichen Haus. In einer Bar lernt Scott Bob kennen, der ihn zu einem Trip nach Las Vegas einlädt. Hier besuchen sie eine beeindruckende Show des weltberühmten Liberace (Michael Douglas), der ein guter Freund von Bob ist. Als dieser Scott und Lee, wie der Entertainer von Freunden genannt wird, miteinander bekannt macht, ist Scott schlichtweg fasziniert. Von Beginn an umgibt Liberace eine Aura, die Glitzer, pompöse Outfits und Luxus prägen. Nicht nur der junge Mann ist begeistert, auch die Showgröße zeigt offensichtliches Interesse.
Über den erkrankten Pudel von Lee finden die beiden Männer ins Gespräch. Wenige Tage später lädt Lee Scott zu sich nach Hause ein. Kaum ist er angekommen, unternimmt Lee alles, um Scott zum Bleiben zu bewegen und bietet ihm einen Job an. Schnell wird klar, welche Rolle er in Wirklichkeit füllen soll, als Lees bisheriger Geliebter ausziehen muss, um für ihn Platz zu machen.
Der Star hält für den jungen Man ein komplett neues Leben in Luxus und Verschwendung bereit. Scott genießt die teuren Schmuckgeschenke, den Schampus und die prunkvolle Villa. Seinen ursprünglichen Traum von der Karriere als Tierarzt, verliert er vollkommen aus den Augen.
Scott bemerkt zunächst nicht, wie Lee aus ihm einen Liebhaber nach seinen Vorstellungen und seinem Lebensstil formt. Was mit luxuriösen Geschenken beginnt, gipfelt schon bald in einer gemeinsamen Schönheits-OP. Als Lee beschließt, sich verjüngen zu lassen, soll auch Scott verschönert werden. Irrwitzigerweise dient ein Porträt des jungen Lee als Vorbild für dieses Vorhaben. Was skurril und witzig erscheint, lässt schnell einen bitteren Beigeschmack zurück: Scott überlässt sich und seinen Körper vollkommen Lee.
Ein Pillencocktail, der ihn im Zuge der Schönheitsmaßnahmen erschlanken lassen soll, macht Scott zu schaffen. Lee bemängelt die Launen seines Liebhabers und fordert ihn auf, die Tabletten abzusetzen. Dass dieser schon lange abhängig ist, wird offenbart, wenn er sich Drogen beschaffen muss, um ohne die Medikamente zu leben. Scott leidet zunehmend unter dem zurückgezogenen Leben, das er führen muss, um die sexuelle Neigung von Publikumsliebling Liberace zu vertuschen. Lee verzweifelt hingegen daran, seinen Scott trotz allem erdenklichen Luxus unglücklich zu sehen. Er glaubt nun, dass eine offene Beziehung die Lösung für ihre Beziehung sei. Doch weder Lee noch Scott können mit dieser Abmachung leben. Stattdessen befindet sich Scott angesichts seiner emotionalen und finanziellen Abhängigkeit in ständiger Sorge, dass Lee ihn durch einen noch jüngeren Liebhaber ersetzen könnte. Als er für die Beerdigung seiner Pflegemutter verreist, geschieht genau das.