„Mein Leben als Zucchini“ von Claude Barras


Mit viel Feingefühl erzählt der Film von Kindern, die aus dem einen oder anderen Grund ohne ihre Eltern aufwachsen müssen. Der Autor verbildlicht, wie der Blick von außen von Mitleid, aber auch eindeutig von Distanzierung geprägt ist. Die Versorgung der Kinder fällt ins Aufgabengebiet der Behörden, aber die sind im gesellschaftlichen Alltag kaum Thema. Leise Kritik übt der Film daran, indem er einzelne Begegnungen zwischen den Heimkindern und Erwachsenen einbaut, bei denen letztere ihren Vorurteilen freien Lauf lassen. Sie äußern sich misstrauisch den Kindern gegenüber, weil sie glauben, sie seien nicht gepflegt genug oder verdächtigen sie gar des Diebstahls. Ebenfalls sichtbar wird, das Gewicht von Bezugspersonen für die gesunde Entwicklung eines Kindes, wie entscheidend Zuwendung und Verständnis, neben der rein materiellen Versorgung sich auswirken.

Im eigentlichen Vordergrund stehen die Gefühle der Kinder selbst, die der Film ernst nimmt und versucht, möglichst authentisch zu zeigen. Zudem setzt sich der Film für bedingungslose Freundschaft ein. Nebst aller Rührung, die die Geschichte hervorrufen kann, amüsiert sich der Zuschauer auch dank des subtilen Humors, der einer vereinfachten kindlichen Weltauffassung und verschiedener Situationskomik entspringt. Er folgt einem stringenten Rhythmus und die Autoren beweisen einen guten Blick fürs Detail.

Mein Leben als Zucchini“ funktioniert sowohl als Kinderfilm, mit seiner farbenfrohen Gestaltung und der niedlichen Zeichnung, doch auch Erwachsene, die zusätzlich manche ernsthafte Aussage zwischen den Zeilen lesen können, wird er für sich einnehmen.

Teresa Vena

Mein Leben als Zucchini“ (OT: „Ma vie de courgette„), Regie: Claude Barras, Kinostart: 16. Februar 2017

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