„Nächster Halt: Fruitvale Station“ von Ryan Coogler


Michael B. Jordan spielt den erschossenen Oscar Grand in "Nächster Halt: Fruitvale Station". © DCM

Michael B. Jordan spielt den erschossenen Oscar Grand in „Nächster Halt: Fruitvale Station“. Foto: DCM

Polizeigewalt nach Rodney King

Die Leinwand ist ausgefüllt von einem Handyvideo in schlechter Qualität. Wir können ein paar verschwommene Gestalten ausmachen, die auf dem Boden einer Bahnhofsstation von Polizisten in Schach gehalten werden. Es scheint Unstimmigkeiten und Gerangel zu geben. Plötzlich durchbricht ein Schuss das Stimmenwirrwarr und das Bild wird schwarz. Das gezeigte Material stammt aus der Neujahrsnacht 2009, in welcher der unbewaffnete afroamerikanische Jugendliche Oscar Grant während seiner Festnahme an der Fruitvale Station im kalifornischen Bay Area von einem Polizisten erschossen wurde.

Regisseur Ryan Coogler nahm diese Aufnahme als Inspiration für sein Regiedebüt „Fruitvale Station„. Davon ausgehend entwickelt er eine filmische Rekonstruktion der Ereignisse zwischen Silvester und der tragischen Neujahrsnacht. Der junge Erwachsene Oscar Grant (Michael B. Jordan) schlägt sich durch den Tag vor dem Jahreswechsel. Er bringt seine Tochter Tatiana morgens in die Kindertagesstätte, besucht die Geburtstagsfeier seiner Mutter (Octavia Spencer) und macht sich gegen Abend mit seiner Freundin Sophina (Melonie Diaz) und Freunden auf nach San Francisco, um dort ins neue Jahr hineinzufeiern. Coogler zeichnet dabei ein ambivalentes Bild des Protagonisten. Während dieser sich mit liebevoller Hingabe um seine Tochter kümmert, ist er andererseits leicht reizbar und handelt impulsiv. Obwohl er versucht, Verantwortung für sich und seine Angehörigen zu übernehmen, lebt er einfach in den Tag hinein und versucht um jeden Preis, nach außen hin eine heile Fassade zu bewahren.

Dies offenbart sich besonders in zwei Szenen: Oscar hat durch eigenes Verschulden seinen Job in einem Supermarkt verloren und dies bisher vor seiner Freundin und seiner Mutter geheim gehalten. Er sucht im Laufe des Tages den Supermarkt auf und bittet den Manager erfolglos, ihm noch eine Chance zu geben. Da er dringend Geld benötigt, versucht er daraufhin einem Bekannten eine größere Menge Marihuana zu verkaufen. Während er auf diesen wartet, erinnert er sich in einer Rückblende an einen Gefängnisaufenthalt, welchen er wegen eines missglückten Drogendeals ableisten musste. Schließlich wirft er den Beutel mit den Drogen weg und sagt den Deal ab, da er dieses Risiko seiner Tochter und seiner Familie zu Liebe nicht erneut eingehen will.

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