„Mademoiselle Populaire“ von Régis Roinsard


"Populaire": Flinke Finger auf der Schreibmaschine, Foto: Studiocanal

"Mademoiselle Populaire": Flinke Finger auf der Schreibmaschine, Foto: Studiocanal

Die Beste kriegt den Chef

Glaubt man Régis Roinsard, dann wollte die Frau der 50er Jahre nur eines: Sekretärin werden. Das ist schon eine Menge Klischee. Aber es wird noch besser. Der Grund nämlich, für den gängigen Berufswunsch, auch er liegt auf der Hand: Die Möglichkeit, interessante und erfolgreiche Männer kennenzulernen und von diesen, mit ein wenig Glück, sogar geheiratet zu werden. Vom Landei zur Sekretärin eines weltläufigen Herrn, gilt es der Zielgerade mit sanftem Wimpernschlag und akkuratem Kostüm entgegenzusteuern. Gehilfin, Gespielin, Geehelichte. Toll. Das ganze Vorhaben gespickt mit kleinstädtischer Tristesse und Petticoats – fertig ist der Rahmen für Roinsards ersten Langfilm „Mademoiselle Populaire„.

Im Zentrum dieser Geschichte um Emanzipation (tatsächlich), Liebe und Wettbewerb steht Rose (Déborah François), die 21-jährige Tochter eines Kioskbesitzers. Mit keckem Pony und flottem Mundwerk versucht auch sie jenem Fräuleinideal nachzukommen. Gelangweilt vom Leben in der französischen Provinz und den nicht gerade verlockenden Zukunftsaussichten, das väterliche Geschäft zu übernehmen, lässt sie sich eine Schreibmaschine schenken. Wenig später befindet sich Rose in einem verqualmten Vorzimmer. Mit ihr warten ein gutes Dutzend anderer Damen auf das Vorsprechen bei Louis Echard (Romain Duris), seines Zeichens Leiter einer Versicherungsagentur und optisch wohl genau das, was sich die ein oder andere heimlich ersehnt hatte.

So beginnt das Gebuhle um den kettenrauchenden Junggesellen. Kleine Gemeinheiten schießen durch den engen Raum, Blicke, Ratschläge und Spekulationen: Welche trägt das seriöseste und dennoch aufreizendste Kleid? Fragen über Fragen, Rose ist ganz überfordert. Hat sie doch den falschen Dress gewählt? Die Schönste ist sie in jedem Fall! Huch, jetzt geht’s auch schon ins Büro. Da sitzt er, Louis Echard, schaut verschmitzt und ein bisschen anzüglich. Spannend! So ganz überzeugt aber scheint er nicht. Doch Rose hat ein Ass im Ärmel, eine Fähigkeit, mit der sie alle anderen Anwärterinnen übertrumpft: Keine kann so schnell Schreibmaschine tippen wie sie! Echard, der sich im Laufe von „Mademoiselle Populaire“ als wahrer Fanatiker in Sachen Wettbewerb entpuppt, spürt sofort ihr Potenzial. Dieses Mädchen hat Talent, wenn auch nicht als Sekretärin – Schusseligkeit und ein gewisse Verplappertheit durchkreuzen die Karriereplanung. Aber als diese braucht Echard sie auch nicht. Davon weiß Rose wiederum nichts. Erst einmal wird sie seine Sekretärin und: Ein Traum wird wahr.

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