„Schnee von gestern“ von Yael Reuveny
Herausragendes Langfilmdebüt
Bereits in ihrem ersten kleinen Dokumentarfilm „Erzählungen vom Verlorenen“ (2009) begab sich die israelische Filmemacherin Yael Reuveny auf die Suche nach dem im Holocaust verloren gegangenen Bruder ihrer Großmutter. In ihrem ersten Langfilm „Schnee von gestern„, der im vergangenen Jahr im Deutschen Wettbewerb bei DOK Leipzig erfolgreich seine Premiere feierte, hat sie das Thema erneut aufgegriffen. Noch einmal begibt sich Reuveny in „Schnee von gestern“ auf die Spuren der familiären Vergangenheit.
Wie ein Krimi schaut sich anfangs die Suche nach dem Bruder der Großmutter, der während des Zweiten Weltkrieges verschwand. Die Großmutter ist zeitlebens nicht mehr nach Deutschland zurückgekehrt und auch die Mutter von Reuveny möchte nie deutschen Boden betreten. Fast wie eine kleine Revolution muss der Umzug der Filmemacherin nach Deutschland gewirkt haben. Wie viele Israelis ihrer Generation lebt auch Reuveny seit mehreren Jahren in Berlin. Und wie bei vielen ihrer jungen Zeitgenossen stieß die Entscheidung, von Israel nach Deutschland zu ziehen, auch in ihrer Familie nicht auf große Zustimmung.
Weiterlesen: Interview mit Filmemacherin Yael Reuveny zu „Schnee von gestern„
Reuveny, das erfahren wir im Film, hat Israel auch verlassen, um mehr über das Leben ihrer Großmutter zu erfahren. Denn erst als sie beginnt, die Geschichten ihrer Großmutter filmisch aufzubereiten, kommt der Stein wieder ins Rollen und auch Reuveny muss sich noch einmal mit ihrer Entscheidung, Israel zu verlassen, auseinandersetzen. Gemeinsam mit der Filmemacherin tappt der Zuschauer immer wieder im Dunkeln und wird im Verlauf des Films Zeuge einer intimen Auseinandersetzung mit Geschichte, Toleranz und Familienvergangenheit.
In ihrem Dokumentarfilm „Schnee von gestern“ zeigt Reuveny, wie Familiengeschichten mehrere Generationen vereinnahmen und sucht eindrucksvoll nach einem Weg, das Geschehene hinter sich zu lassen.
Eileen Reukauf
„Schnee von gestern„, Regie: Yael Reuveny, Kinostart: 10. April