„Selma“ von Ava DuVernay



Für „Selma“ wurde DuVernay als erste schwarze Regisseurin für einen Golden Globe nominiert, doch der Triumph blieb ebenso aus, wie die erwartete Nominierung für die Oscars. Dort darf das von der Kritik überaus positiv aufgenommene und von Oprah Winfrreys produzierte Werk, „nur“ als „Bester Film“ und in der Nebenkategorie „Bester Song“ (für „Glory„) auf einen der goldenen Jungs hoffen. Sowohl DuVernay als auch ihr Hauptdarsteller David Oyelowo blieben außen vor. Aus der Distanz und aus europäischer Perspektive wäre dem überaus gelungenen „Selma“ auch im Hinblick auf die Ereignisse des letzten Jahres in z.B. Ferguson eine größere Würdigung mit symbolischer Kraft zu wünschen gewesen.

Allerdings stehen die Academy Awards nicht für gesteigertes politisches Bewusstsein, wie etwa die Berlinale, wo „Selma“ bei seiner Deutschland-Premiere mit Standing Ovations gefeiert wurde und zuletzt der iranische Filmemacher Jafar Panahi mit dem Hauptpreis ausgezeichnet wurde. Insbesondere David Oyelowo, der MLK verblüffend ähnelt, ragt aus einem bemerkenswert aufspielenden Cast mit Granden wie Martin Sheen, Tim Roth und Talk-Königin Winfrey heraus. Er lässt den Zuschauer die Last, die MLK aushalten musste ebenso spüren, wie er kleine Schwächen offenbart, die die Überfigur der Bürgerrechtsbewegung Mensch werden lassen.

Überaus interessant an „Selma„, den abertausende FBI-Akten strukturieren, gerät DuVernays Darstellung Kings als Taktiker und Stratege, der einem Feldherren gleich, seine „Truppen“ in die – freilich gewaltfrei ausgetragene – Schlacht in den rassistischen Süden schickt und damit Todesopfer und den Bloody Sunday sehenden Auges in Kauf nimmt. So rücken 50 Jahre nach den Ereignissen, die die USA veränderten, die aber bis heute nachwirken, die Märsche von Selma nach Montgomery wieder in den Fokus. Selten war ein filmischer Geschichtsunterricht so packend.

Denis Demmerle

Selma„, Regie: Ava DuVernay, DarstellerInnen: David Oyelowo, Tom Wilkinson, Carmen Ejogo, André Holland, Giovanni Ribisi, Lorraine Toussaint, Stephan James, Wendell Pierce, Common, Alessandro Nuvola, Lakeith Lee Stanfield, Cuba Gooding Jr., Dylan Baker, Tim Roth, Oprah Winfrey, Kinostart: 19. Februar 2015, DVD-Start: 2. Juli 2015

DVD-GEWINNSPIEL…

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