„Selma“ von Ava DuVernay


David Oyelowo als Dr. Martin Luther King. Foto: Atsushi Nishijima © Studiocanal

David Oyelowo als Dr. Martin Luther King. Foto: Atsushi Nishijima © Studiocanal

Im Zenit der Macht

Erst nachdem der Bürgerrechter Martin Luther King jr. 1963 seine legendäre „I Have A Dream“-Rede gehalten und 1964 mit dem Friedensnobelpreis bedacht wurde, setzt Ava DuVernays „Selma“ ein. Die Regisseurin zeigt King im Zenit seiner Macht. Zur Ikone der Bewegung aufgestiegen, lädt niemand geringeres als US-Präsident Lyndon B. Johnson King ins Weiße Haus ein. Johnson will den Baptistenpastor auf seine Seite ziehen, um die unruhige Nation zu beruhigen, nachdem im Sommer 1965 in Alabama ein farbiger Protestant bei einer Demo erschossen wurde.

Doch King lässt sich nicht vor den politischen Karren Johnsons spannen. Im Gegenteil, er baut weiter politischen und vor allem medialen Druck auf. Selma, Ort der Demonstration und des tragischen Vorfalls, scheint wie geschaffen, um die Aufbruchstimmung weiter zu befeuern. Regiert dort doch der ultra-konservative Gouverneur George Wallace mit Hilfe der harten Hand seines unberechenbaren Sheriffs Jim Clark. Ewig-Gestrige wie die würden nicht klein beigeben, darauf spekulierten auch King & Co.

Dank seiner exponierten Stellung und seiner wachsenden Macht zerren allerdings immer mehr Kräfte an King. Der muss die eigenen Reihen geschlossen halten, die deutlich radikaleren SNCC-Studenten und den alten Widersacher Malcom X einbinden. Muss um seine Ehe und die Liebe seiner Frau Coretta kämpfen, die vom FBI, das ihn minutiös überwacht, mit diskreditierenden Ton-Mitschnitten versorgt wird, die als Ehebrecher bloßstellen. Und muss nicht zuletzt abwägen, wie er mit den Offerten Johnsons umgeht.

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