„Sivas“ von Kaan Müjdeci


Starke Bilder der Kameramänner Armin Dieroff und Martin Hogsnes Solvang in "Sivas". © la Biennale di Venezia

Starke Bilder der Kameramänner Armin Dieroff und Martin Hogsnes Solvang in „Sivas“. © la Biennale di Venezia

Immer wieder finden Müjdeci und seine Kameramänner Armin Dieroff und Martin Hogsnes Solvang einprägsame und traumsequenzartige Bilder für ihre gleichnishafte Geschichte, die sich mit dokumentarischen Bildern abwechseln. Der Himmel hängt bedeutungsschwanger und tief. Fließend wechselt die Kamera von Landschaftstotalen auf Close-Ups. In den Gesichtern sucht sie nach den Beziehungen zwischen diesen Menschen und ihrer Umwelt.

Hauptdarsteller Doğan Izci, wie alle anderen im Film nur ein Laiendarsteller, entpuppt sich als tragender Held der Geschichte als wahrer Glücksgriff. Unendlich fein, minimalistisch und gleichzeitig tief dramatisch und unnachahmlich natürlich liest sich in seinem Gesicht die ganze Dramatik der Geschichte. Allein schon seinetwegen lohnt sich der Film.

Weiterlesen: Der Venedig-Blog des Jahres 2014.

Basierend auf der 2011 von Müjdeci gedrehten Dokumentation „Babalar ve Oğullari“ („Fathers and Sons„, hier der Trailer) war der Spielfilm nicht zuletzt wegen seiner expliziten und brutalen Hundekampfszenen schon vor Festivalbeginn besonders bei Tierschützern stark umstritten. Zu Unrecht meint der Regisseur in der Pressekonferenz, denn natürlich gebe es Mittel und Wege, die Szenen zu trainieren und so zu drehen, dass die Hunde keinen Schaden nehmen. Ihre Brutalität unterstreicht und rahmt die harte Welt da draußen, in der niemand überlebt, der nicht schon früh gelernt hat, Zähne zu zeigen. Die Hundekämpfe sind nur ein Extrem der alltäglichen Brutalität, über die sich im Kleinen aber niemand besonders aufregen würde.

SuT

Sivas„, Regie: Kaan Müjdeci, DarstellerInnen: Doğan Izci, Çakir, Ozan Çelik, Muttalip Müjdeci, Ezgi Ergin, Hasan Özdemir, Furkan Uyar, Kinostart: 3. Dezember 2015

Sivas“ ist eines der Werke, von denen die Jury der 71. Filmfestspiele in Venedig sagt, sie zählten zu den Filmen, die sich mit wichtigen philosophischen und politischen Fragen auseinandersetzen. Der Kreuzberger Filmemacher bekam den „Spezialpreis der Jury“.

1 2