„Skin“ von Guy Nattiv


Bryon (Jamie Bell) lässt sich seine Tätowierungen in einer schmerzhaften Prozedur entfernen © Ascot Elite Entertainment / 24 Bilder

Rassist sein. Mensch werden.

Manchmal ist ein Film nur eine kleine Sentenz für das große Ganze, ein ganz kurzer Satz und beim israelischen Filmemacher Guy Nattiv fällt dieser Satz: „I’m not your fucking monkey!“ Dieser Satz ist eine Wucht und serviert als komprimiertes Häppchen die inhaltliche Bandbreite, die Nattivs erster Spielfilm „Skin“ entfaltet. Entstanden aus seinem gleichnamigen, Oscar-prämierten Kurzfilm geht es – basierend auf einer wahren Begebenheit – um das Aufbrechen unhinterfragter Machstrukturen im Leben amerikanischer Rechtsradikaler.

Der weiße Suprematist Bryon Widner „Babs“ (Jamie Bell) erscheint hasserfüllt, fanatisch und knallhart. Tattoos schmücken seinen Körper und seinen kahlrasierten Schädel. In einer der ersten Szenen läuft er, aufgeputscht durch die Stärke seiner Gruppe, bei einem Aufmarsch der White-Supremacy-Bewegung in Ohio mit. Schwarze Bilder, düsteres Setting, kratzende Musik und schnelle Schnitte erzeugen Tempo und legen die Stimmung fest: Rechtsradikale Parolen werden skandiert und Hände zum Hitler-Gruß hochgereckt. Als die Polizei die Kontrolle verliert, prügelt Babs auf einen schwarzen Gegendemonstranten ein. Kurz darauf wird er verhaftet und schlägt einen Deal mit dem FBI aus, Insider-Informationen preiszugeben, damit seine Anklage fallen gelassen wird. Später ist Babs wieder auf freiem Fuß und kehrt zurück in sein Zuhause.

Liebe ist stärker als Hass: Julie (Danielle Macdonald) und Bryon (Jamie Bell) © Ascot Elite Entertainment / 24 Bilder

Babs’ Zuhause sind seine von Hass und Unmenschlichkeit geprägten Eltern: „Ma“ Shareen (Vera Farmiga) und „Pa“ Fred (Bill Camp). „Pa“ ist der rabiate Anführer und selbstherrliche Drahtzieher einer radikalen Splittergruppe namens „Vinlander’s Social Club“. „Ma“ besetzt die archaische Mutterrolle, die innerhalb ihrer Familie nur manchmal einen Hauch Geborgenheit versprüht und sonst als Figur schmückendes Beiwerk ist.

Als Babs während eines „Nordic Fests“ der rechten Szene die alleinerziehende Mutter Julie (Danielle Macdonald) kennenlernt, verliebt er sich. Im Lauf des Films beginnt Babs nun – von alten Mitstreitern bedroht und terrorisiert – seine Wertewelt zu hinterfragen, um sie mithilfe des schwarzen Menschenrechtsaktivisten Daryle Jenkins (Mike Colter) hinter sich zu lassen. Potentiellen Aussteigern bietet Daryle seine Hilfe an. In Babs erkennt er einen Menschen hinter den Tattoos.

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