„Still the Water“ („Futatsumo No Mado“) von Naomi Kawase



Kiato und Kyoto sind Musterteenager. Sie sind empfindsam und treu, und ihre Eltern sind ihr Lebensmittelpunkt. Kawase porträtiert auf harmonistische Weise das Leben zweier Familien, das sie als erstrebenswertes Ideal präsentiert. Genauso charakterisiert sie die Beziehung der Protagonisten zur Natur als einizige richtige. Kyotos Mutter ist Schamanin und dadurch intensiv mit der Erde und den Bäumen verbunden, Kyoto liebt das Meer, darin fühlt sie sich am wohlsten. Kaitos Angst davor – er stellt sich vor, dass das Meer ein unberechenbares Wesen ist, von dem lebensbedrohliche Gefahren ausgehen – wird als irrationale Schwäche abgetan.

Still the Water“ wirkt oft prätentiös. Die Bemerkung der Regisseurin, sie hoffe, dass dem Zuschauer des Films klar werde, was im Leben wirklich wichtig sei, wirkt nicht weniger aufdringlich. Der Film möchte eindeutig Ansichten über Tod und Liebe vorgeben. Die Bedeutung eines entspannten Verhältnises zur Sexualität ist sicherlich nicht von der Hand zu weisen, aber das Zögern eines Heranwachsenden als krankhaft darzustellen, scheint da doch übertrieben. Ebenso ist eine gewisse Ängstlichkeit vor dem offenen Meer ein berechtigtes Gefühl.

Miteinander wird sehr wenig gesprochen, vielmehr wollen die älteren Personen den jüngeren ihre Weisheiten mit Monologen vermitteln. Über Banales, etwa enigmatische Aussprüche wie „Es ist nicht leicht, aber es ist sehr einfach“ und fragwürdige Lektionen, wenn Kyoto und Kiato dabei zusehen müssen, wie eine Ziege ausgeblute und sie so lernen sollen, wie die Seele der Lebewesen nach dem Sterben des Körpers weiterzieht, geht es nicht hinaus.

Weite Teile des Films sind bildlich von eindrücklichen Landschaftseinstellungen dominiert. Insbesondere das Meer in seiner mehrschichtigen Gestalt, einmal ruhig einladend und später kraftvoll-stürmisch, nimmt einen prominenten Platz ein. Erstaunlich, wie ein so ruhiger, langsam argumentierender, vielleicht etwas zu langer, Film durchweg mit einer Handkamera auskommt. Ein Verfahren, das insbesondere in den Natursequenzen vollends unangemessen und störend wirkt.

Teresa Vena

Still the Water“ (OT: „Futatsumo no mado„), Regie: Naomi Kawase, DarstellerInnen: Nijiro Murakami, Jun Yoshinaga, Miyuki Matsuda, Tetta Sugimoto, Makiko Watanabe, Kinostart: 30. Juli 2015

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