„Tausend Arten Regen zu beschreiben“ von Isa Prahl


1000-arten-a4-plakat-rgb-300dpi-largeTausend Wege in die Isolation

Zum Geburtstag singen Vater Thomas (Bjarne Mädel), Mutter Susanne (Bibiana Beglau) und Tochter Miriam (Emma Bading) vor der Zimmertür von Sohn Mike. Sie haben einen Kuchen gebacken, im Garten hängt seit neustem ein Banner, das verkündet: Mike, we luv u!! Doch Mike öffnet nicht die Tür. Schon seit Monaten nicht mehr.

Tausend Arten Regen zu beschreiben“ ist ein Film über das Phänomen Hikikomori, das aus Japan stammend erst allmählich auch in Europa wahrgenommen wird. Im Wesentlichen beschreibt es die Entscheidung, sich von der Welt zu isolieren und den Kontakt zur Außenwelt auf ein Minimum zu reduzieren. Oftmals ist dies eine direkte Reaktion auf den gesellschaftlichen Leistungsdruck und die fortschreitende Digitalisierung. Die Zuschauerin erfährt nicht, ob auch Mike sich aus diesen Beweggründen zu dem radikalen Schritt entschieden hat. Fakt ist nur, dass er sich, kaum volljährig, eingeschlossen hat und höchstens ins Bad oder die Küche geht, wenn der Rest seiner Familie schläft. Bis zum Ende bleibt der gesichtslose Mike Rätsel und Leerstelle des Films. Es ist nicht seine Perspektive, die erzählt wird. Stattdessen beschreibt der Film die Auswirkungen, die Mikes Rückzug auf seine Familie hat. In dieser Entscheidung ist der Film so konsequent wie es dem deutschen Kino viel öfter zu wünschen wäre. Keine melodramatischen Rückblenden, keine Anekdoten aus Mikes Kindheit, kein forciertes Happy-End. Nur immer wieder ein Blick auf die Zimmertür mit den Kratzspuren des Familienhundes im Holz und die Frage, wie man jemanden zurückholt, der physisch doch noch immer da ist.

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