„The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills“ von Marcin Malaszczak


“The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills” ist ein Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Lebens. Foto: filmPolska

“The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills” ist ein Blick auf die unterschiedlichen Facetten des Lebens. Foto: filmPolska

Blick ins Private

Man stelle sich vor, mit der Familie im gemütlichen Wohnzimmer zu sitzen. Dann schlägt Mama vor, mal wieder den alten Video Camcorder hervor zu holen und ein bisschen im Film-Familientagebuch zu blättern. Gemütlich eingekuschelt reiht sich ein jeder um den Fernseher und gemeinsam blickt man auf einen Berg Vergangenheit.

So oder so ähnlich fühlen Zuschauer, die im Kino in „The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills“ von Marcin Malaszczak sitzen, der im 2015er Forum der Berlinale gezeigt wurde. Auch in Malaszczak zweitem abendfüllenden Film gewährt er den Zuschauern einem sehr privaten, intimen Blick in seine Lebenswelt. Die ist feminin geprägt, Marcin Malaszczak zeigt nur Frauen im Film: „Ich wurde ausschließlich von Frauen großgezogen. In meinem Film sind ausschließlich Frauen zu sehen. Gleichwohl handelt der Film nicht von Frauen; und wenn, dann nur am Rande.“

Die Aufnahmen sind chronologisch zusammengefügt und von unterschiedlicher Bildqualität. Die erste Szene, ein kleines Kind, das mit Glitzerperücke im Garten spielt, ist ästhetisch tatsächlich dem Video Camcorder nachempfunden. Es folgen Szenen in Schwarz-weiß, später wieder in Farbe.

Der Blick auf alltägliche Videoschnipsel ist wohl immer ein bisschen melancholisch. Private Kameraaufnahmen haben die schöne Eigenart, dass man im Moment der Aufnahme nie voraus ahnt, welch große Bedeutung diese vermeintlich banale Situation einmal haben wird. In „The Days Run Away Like Wild Horses Over The Hills“ beobachtet man ruhige, langsame und scheinbar banale Momente, die in jener Unaufgeregtheit ihren Zauber entwickeln.

Eine junge Mutter spielt auf dem Küchenfußboden mit ihrer Tochter. Das Kind, zweieinhalb Jahre alt, singt: Kaffee, Kaaaffee, Ka-ffeee… ich müsste gleich Kaffee machen.
Oft verweilt die Kamera in langen Plansequenzen mehrere Minuten in solchen Szenen. Der Zuschauer ist einfach dabei, unbeachtet, in jenem privaten Raum. Die langen Einstellungen mögen den einen langweilen, den anderen durch seine Authentizität begeistern. Ganz offensichtlich wurde bei den Dreharbeiten improvisiert und nur wenig und gezielt interveniert.

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