„The Double Woman“ von Carla B. Guttmann (Okt14)


Filmemacherin Carla B. Guttmann im Open Screening Interview.

Filmemacherin Carla B. Guttmann im Open Screening Interview.

Wie war die Arbeit am Film?
Die Organisation dieses Film hat mich in unfassbare Aufregung versetzt. Ich hatte keine Hilfe. Ich kam in Wuppertal an und bin direkt eingetaucht. Chris habe ich über das schwarze Brett auf der Website der Fachhochschule Dortmund gefunden. Einer ehemaligen Tänzerin von Pina Bausch habe ich nachgestellt um Tipps zu bekommen und die Folkwang Universität der Künste nach Tänzern ausgekundschaftet. Ich habe gebettelt, geliehen und gestohlen, um die Kostüme, Make-Up und Frisuren zusammen zu bekommen. Ich habe die jüngere Moderne Tänzerin sogar mit Kontaktlinsen ausgestattet, damit sie zu den großen braunen Augen der Haupttänzerin passt. Kein Detail blieb unberührt. Es war eine fünfmonatige One-Woman-Pre-Production-Show, bis ich Chris traf. Er hat mir enorm geholfen – beim Location-Scouting, mit der Ausrüstung, bei der Beleuchtung, bei der Kamerabühne und beim Erarbeiten der ästhetischen Grundlagen des Films. Ich war dankbar für seine Hilfe und habe so gelernt, dass man Filme nicht alleine machen kann.

Wo wurde der Film bislang gezeigt, wo wird er in Zukunft zu sehen sein?
Der Film hatte 2006 beim Toronto International Film Festival (TIFF) in Nordamerika Premiere. Er wurde 2006 beim Ohio Film Festival als „Bester Kurzfilm“ ausgezeichnet und 2007 beim International Festival of Cinema and Technology für den „Visual Innovation Award“ nominiert. Er lief im Wettbewerb beim Fresh Film Fest, in Karlovy Vary, beim Los Angeles International Short Film Festival, beim San Diego International Film Festival, beim Sarasota International Film Festival, bei Short Cuts Köln, dem Boulder International Film Festival, dem Sacramento International Film Festival und beim Santa Barbara International Film Festival. Außerdem wurde er 2007 und 2011 vom Sender Movieola ausgestrahlt. Später, 2013, fand ich einen Vertrieb namens Juice Media für iTunes. Dort ist der Film nun in 82 Ländern erhältlich.

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Wie sind deine Erfahrungen mit dem Online-Vertrieb? Kannst du das anderen Filmemachern empfehlen?
Ja, aber letztlich hängt es aber davon ab, was man sich vom digitalen Vertrieb verspricht: professionelle Anerkennung oder Vergütung? Bei iTunes geht es ums Prestige. Sie akzeptieren nur Filme, die auf A-Listen-Festivals gelaufen sind. Der Film wird so von einem internationalen Publikum wahrgenommen und es hilft bei der Pressemappe. Es ist auch positiv für Produzenten, die sehen wollen, ob deine Arbeit auch auf internationaler Ebene gut funktioniert. Aber es ist nicht leicht, über iTunes die Kosten wieder einzuspielen. Sie nehmen 30% Provision für jeden Verkauf und die Firma, die den Vertrieb über iTunes organisiert nimmt nochmal 10% und eine Grundgebühr von 220 Euro. Aber die Plattform macht keine Promotion für deinen Film. Wenn dein Film in 82 Ländern auf iTunes ist, bringt es nicht viel, weil man in allen Ländern Kontakte bräuchte, um den Film bekannt zu machen. Vimeo bietet bald die Möglichkeit, individuelle Stores einzurichten, wo für 10% Verkaufsprovision Filme angeboten werden können. Ich bin gespannt auf diese neue Möglichkeit.

Ist ein neues Projekt in Planung?
Ja, zwei Langfilme. Momentan beende ich gerade die Arbeit an einem magisch-realistischen Drehbuch mit dem Titel „Rita„. Es handelt von einer Frau, die von ihrer verstorbenen Mutter verfolgt wird. Deren Geist erzählt Rita, dass sie für immer allein sein wird, da ihre Brüste so klein wie Beeren sind. Um den Geist der Mutter zum Schweigen zu bringen, füllt Rita ihren BH mit Beeren und täuscht größere Brüste vor. Während der Geschichte fällt der BH, Beere für Beere, auseinander, bis Rita Ihre psychologisch gewalttätige Beziehung zur Mutter löst und sich selbst mit kleinen Brüsten akzeptiert.
Der zweite Film, an dem ich arbeite, heißt „Twinkle, Twinkle, Little Star“ über die Studentin einer Elite-Universität, die Selbstmord begeht, weil sie sich unfähig fühlt, ihre Rolle als Studentin, Athletin und Freundin perfekt auszufüllen. Das Drehbuch basiert auf der wahren Geschichte einer jungen Frau, die sich während ihrer Studienzeit an der Brown University erhängt hat. Der Film wird in selbstgemachten Kulissen mit Puppen, die ich in meinem Atelier in Kreuzberg bauen werde, realisiert. Die ästhetische Entscheidung, mit Puppen zu arbeiten soll die Schnittstelle von Selbstmord und Unschuld der jungen Frau ans Licht bringen.

Hier der Link zu „The Double Woman“ von Carla B. Guttmann bei Vimeo.

Open Screening im Kino Sputnik.

Open Screening im Kino Sputnik.

Das nächste Open Screening

… findet am Mittwoch, den 15. Oktober 2014, im Sputnik Kino Kreuzberg statt.
Filmabgabe ab 20 Uhr, Screenings ab 20.30 Uhr.
Mögliche Formate: Blu-ray, DVD, AVI, MPG2, MOV, MPG4 sowie alles, was der VLC-Player abspielt … und VHS.

Der Eintritt ist wie immer für Filmemacher und Publikum frei.

Mehr zum nächsten Open Screening bei Facebook und auf www.openscreening.de.

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