„The Founder“ von John Lee Hancock



Womit wir schon beim spannendsten und ungewöhnlichsten Punkt von „The Founder“ wären, der Inszenierung. Hancock setzt den Film wie einen kapitalistischen (Alp-)Traum in Szene und gibt damit einen Einblick in das Seelenleben seines Protagonisten. In weichen Farben und begleitet von warmen Streichern, verfolgen wir seinen Aufstieg, der in seinen Bildern einem Werbefilm oft nicht unähnlich ist. Damit spiegelt „The Founder“ auf bizarre Weise das Innenleben seines Protagonisten. Croc atmet Kapitalismus mit allem, was dazugehört, inklusive der „Fressen und gefressen werden“-Mentalität. Hancock hält sich dabei mit Bewertungen zurück und überlässt es dem Publikum, sich selbst eine Meinung zu bilden.
Nur hin und wieder bricht Hancock mit der braven Ästhetik seines Films, um dem Zuschauer wie beiläufig die Schattenseiten von Crocs Handlungen vor Augen zu führen. Dabei vermeidet er es geschickt den mahnenden Zeigefinger zu heben und lässt stattdessen den Zuschauer selbst erleben, wie Croc sich vom sympathischen Underdog zum rücksichtslosen Geschäftsmann entwickelt, der für seine ehemaligen Weggefährten am Ende nur noch wenig übrig hat.
Michael Keaton spielt Crocs manischen Ehrgeiz hervorragend und läuft in der Rolle des Ray Croc zu Höchstform auf. Er ist das Fundament, auf dem Hancocks „The Founder“ aufbaut. Keaton trägt den Film mit Bravour.

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Dadurch, dass Hancock sich einer Wertung von „The Founder“ entzieht und die Moralkeule im Halfter lässt, öffnet er anderen Lesarten des Films die Tür. Nicht jeder wird aus dem Kino kommen und den hier beschriebenen Ansatz vollends unterschreiben. Ähnlich wie sich bereits Martin Scorseses umstrittenes Werk „The Wolf of Wall Street“ vor einigen Jahren vorwerfen lassen musste, den Lebensstil der Großbänker zu glorifizieren und dabei die Kehrseite der Medaille zu vernachlässigen, passt die gleiche Kritikschablone auf „The Founder„. Schließlich zeigt der Film in bunter Werbeästhetik wie der Kapitalismus in der Person des Ray Croc alles um sich herum verschlingt, ohne Rücksicht auf Verluste, aber auch ohne Wertung.

Mit „The Founder“ gelingt Hancock ein faszinierender Blick hinter die Kulissen des Kapitalismus und auf die Kehrseite des amerikanischen Traums. Hancock legt Erfolg als Ergebnis von Ehrgeiz, Geltungsdrang und Rücksichtslosigkeit offen. Das ist nicht schön, aber definitiv einen Kinobesuch wert. Ein interessant inszeniertes Biopic, das im Gedächtnis bleibt.

Paul Lufter

The Founder„, Regie: John Lee Hancock, Darsteller/-innen: Michael Keaton, Nick Offerman, John Carroll Lynch, Linda Cardellini, Patrick Wilson, B. J. Novak, Laura Dern, Kinostart: 20. April 2017, auf DVD ab 25. August 2017

GEWINNSPIEL:
Gewinnspiel: „The Founder“ von Claude Barras am Do, 29. Juni im Freiluftkino Insel.
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