„The Look of Silence“ von Joshua Oppenheimer


Joshua Oppenheimer setzt mit seiner Doku "The Look Of Silence" da an, wo sein Berlinale-prämierter Vorgänger "The Act Of Killing" endete. © Lars Skree

Joshua Oppenheimer setzt mit seiner Doku „The Look Of Silence“ da an, wo sein Berlinale-prämierter Vorgänger „The Act Of Killing“ endete. © Lars Skree

Banalität des Bösen

Was sich Berlin 2013 mit Joshua Oppenheimers eindrucksvoller Dokumentation „The Act of Killing“ – der leider nur in der Nebensektion Panorama lief – nicht traute, ermöglichte Alberto Barbera 2014 in Venedig. Mit „The Look of Silence“ – einer Art zweiten Teil der Dokumentation über das organisierte und massenhafte Abschlachten der Zivilbevölkerung, der Kommunisten und politisch Oppositioneller; über eine Million Menschen wurden im Jahr 1965 in Indonesien brutal massakriert – stand der dänische Regisseur mit amerikanischen Wurzeln im Wettbewerb um den Goldenen Löwen. Dieser zweite Teil um die historische Aufarbeitung der Ereignisse hat es nun auch geschafft, einen deutschen Verleih zu finden. Koch Media und Neue Visionen bringen den Film in die deutschen Kinos. In Venedig beeindruckte der Film die Festivaljury nachhaltig und gewann den Großen Preis der Jury.

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Nicht die Täter, sondern die Opfer kommen diesmal zu Wort, soweit man sie lässt. Denn die Eltern, Kinder oder Geschwister der Getöteten schweigen. Aus Angst. Noch immer sind die Mörder unter ihnen, leben unbehelligt in der Nachbarschaft, prahlen mit ihren Taten in selbst verfassten Büchern oder nachgestellten Szenen, regieren die Kommunen oder das Land. Geschichtsbücher feiern sie als Nationalhelden und demokratische Freiheitskämpfer. Sie hätten nur Befehle befolgt, argumentieren sie. Sätze, die noch ganz andere Bilder wiedererwecken. Nicht selten lieferten die Täter auch Verwandte ans Messer. Moral, Menschlichkeit und Würde sind keine Begriffe, die hier oft Anwendung finden. Ganz zu Schweigen davon, ob die Idee vom Wert eines Menschen überhaupt schon einmal in den letzten 49 Jahren definiert wurde.

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