„Todo Comenzó por el Fin“ von Luis Ospina


Luis Ospinas bewegend melancholische Porträt der kolumbianischen Filmszene in den 80ern. Foto: 56. FICCI

Luis Ospinas bewegend melancholische Porträt der kolumbianischen Filmszene in den 80ern. Foto: 56. FICCI

Sex, Drogen und Cinema

1963 erklärte Roberto Rossellini den Tod des Kinos. Im selben Jahr bekam der 14-jährige Luis Ospina in Cali, Kolumbien, seine erste Kamera geschenkt und begann sein Leben dem Filmemachen zu widmen. „Todo Comenzó por el Fin“ (dt.: Alles begann mit dem Ende) erzählt von Ospinas 45-jähriger Beziehung zum Film. Gleichzeitig zeichnet es das Porträt einer Generation von Cineasten nach, die darum kämpften, ihre Jugend und die Städte mit Filmen zu füllen. Immer wieder springt er dabei hin und her zwischen exklusivem Filmmaterial, den eigenen frühen Werken, zahllosen Partys oder auch einem großen Wiedersehen im Jahr 2010. Ospina dokumentiert auf diese Weise seine Beziehung mit den in Cali lebenden Filmemachern, den genialen und verfluchten, die Kolumbiens cineastische Renaissance in den 80er Jahren zu verantworten haben: Caliwood.

Ospina ist eine der wenigen Ikonen aus der goldenen Zeit, die bis heute überlebt haben. Zusammen mit Andrés Caicedo und Carlos Mayolo, die sowohl Autoren, Regisseure als auch Schauspieler waren, revolutionierte er das kolumbianische Kino und wurde zur Schlüsselfigur für zukünftige Generationen von Filmemachern. Er war es, der wesentlich zur Geburt des „Tropical Gothic“ beitrug, das als Genre die europäische ‚Gothic-Fiction-Tradition‘ mit dem grauenvollen Erbe der Kolonialzeit Kolumbiens verband. Er war es, der den Schnitt zu zwei von Mayolos Goth-Klassikern machte und selbst auch darin als Schauspieler auftrat: „Carne de tu Carne“ (1983) (Trailer) und „La Mansión de Araucaima“ (1986). Als Dokumentarfilmer hingegen prägte und entlarvte er erfolgreich mit „pornomiseria“ den flächendeckend bestimmenden Diskurs um Armut und Gewalt, durch den Kolumbien vor allem durch Ospinas Regiekollegen damals historisch eingerahmt wurde. Nachzulesen vor allem in seinem Manifest „Agarrando Pueblo“.

„Todo Comenzó por el Fin“ geht mit den Augen derer, die Teil der Veränderungen in den 80ern waren, auf Spurensuche nach einer Genealogie des kolumbianischen Kinos. Dabei sind Clips aus Mayolos „behind-the-scenes“ zu sehen, aber auch die Macher Caicedo, Ospina und der Rest der Cali-Truppe selbst, wie sie zum Beispiel ihre exklusive Kommune nur für Cineasten gründen oder den städtischen Filmclub. Der Zuschauer wird Zeuge der Entwicklung des kolumbianischen Kinos inmitten der Drogengewalt, die das Land überschwemmt.

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