„Todo Comenzó por el Fin“ von Luis Ospina



Ospinas jüngste Arbeit ist ein sentimentales Testament über die bewegliche cineastische Hochzeit, die in den 80ern durch Cali fegte. Aber sie ist auch eine traurige Reminiszenz, weil sie nicht zuletzt auch die ambivalente Beziehung der Künstler zum Tod thematisiert. Da ist Caicedo, der mit 25 Jahren Selbstmord beging, Mayolo, der im Alter von 61 Jahren seinem exzessiven Lebensstil erlag. Und circa 30 Jahre nach Caliwoods belle époque hatte auch Ospina eine kurze Begegnung mit dem Tod, als er an Krebs erkrankte, den er allerdings – wie der Film dokumentiert – glücklicherweise überlebte. Aus diesem Blickwinkel betrachtet, versteht sich „Todo Comenzó por el Fin“ als Hommage eines Überlebenden an die Möglichkeiten, die das Kino als Ausweg vor dem Tod bieten kann. Und schließlich ist es wieder der Film selbst, durch den der bettlägrige Ospina mit seinem Tod spielt, indem er Bildmaterial aus seiner Zeit im Krankenhaus neben die alten, amerikanischen Schwarzweißfilme stellt, und gleichsam an seine Freunde und die Vergangenheit der Stadt erinnert.

Sandro Romero Rey, Theaterregisseur und ebenfalls Caliwood-Mitglied, beschrieb es einmal so: „Sie waren Cineasten und Filmemacher, die sich gegenseitig halfen, am Leben zu bleiben.“ Nach dem Film begreift man, dass das am Leben bleiben für Ospina untrennbar verbunden war mit seinem Bedürfnis, die Vergangenheit intakt zu erhalten, eine Aufgabe, die nur das Kino zu erfüllen versteht.

Ospinas Film, der seine Premiere auf dem 40. Toronto International Film Festival feierte und den Regiepreis auf dem 56. FICCI entgegennahm, ist ein berührendes Porträt über einen Cineasten einer längst erloschenen Ära, die eingefleischte Ospina-Fans wie Filmliebhaber ohne kolumbianische Wurzeln gleichermaßen begeistern wird.

Leonardo Goi
(Übersetzung aus dem Englischen SuT)

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