„Verfehlung“ von Gerd Schneider


Sebastian Blomberg spielt den Gefängnispriester Völz, der nach der Wahrheit sucht. © Pascal Schmit

Sebastian Blomberg spielt den Gefängnispriester Völz, der nach der Wahrheit sucht. © Pascal Schmit

Der Wunsch, das Richtige zu tun

Drei sympathische Männer zocken Fußball auf dem örtlichen Kunstrasenfeld. Danach geht es in eine Bar ein Bierchen kippen – soweit so gewöhnlich. In ausgelassener Stimmung gibt es dann noch ein paar Kurze auf die Beförderung eines der drei Freunde: er übernimmt eine höhere Position in der Kirche. Moment, die drei Kumpeltypen sind Priester? Das passt gar nicht in das kursierende, staubige Kirchen-Image.

Jakob (Sebastian Blomberg) ist Priester und als Gefängnisseelsorger tagtäglich mit Kriminellen konfrontiert. Dennoch glaubt er daran, ihnen helfen zu können. Gemeinsam mit seinen Freunden Dominik (Kai Schumann) und Oliver (Jan Messutat) hat er sein Leben und Arbeiten in den Dienst der katholischen Kirche gestellt. Dabei entsprechen die drei Kumpels nicht dem, was sich ein unwissender Atheist unter einem Mann Gottes vorstellt. Sie sind ganz normale Typen mit ganz gewöhnlichen Hobbies.

Verfehlung_PlakatDer Kirchenalltag wird radikal unterbrochen, als Polizisten vor dem Gottesdienst in der Sakristei aufkreuzen und Dominik sprechen wollen. Der Grund sind erschreckende Vorwürfe: der smarte Priester soll gegenüber einem Jungen aus der Gemeinde sexuell übergriffig geworden sein. Diese Anschuldigung reißt vor allem Jakob aus der Bahn: auf einmal sitzt sein bester Freund Dominik bei ihm im Gottesdienst in U-Haft.
Während er sich nicht erklären kann ob und wie sich Dominik schuldig gemacht haben könnte und um Erklärungen ringt, reagiert Oliver als Dritter im Bunde pragmatisch. Selbst wenn an den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs etwas dran ist, will er Dominik aus der Sache rausboxen und den Ruf der Kirche bewahren.

Es folgt Jakobs einsamer Kampf um Wahrheit, Aufklärung und die Kraft eine Entscheidung zu treffen. Das kirchliche Umfeld zeigt kein Verständnis für die Inhaftierung Dominiks, stempelt die mutmaßlichen Opfer als undankbar und verlogen ab. Die Gespräche mit Oliver enttäuschen ihn bitter, dieser plädiert für den Zusammenhalt der Kirche und die Loyalität unter Freunden, komme was wolle. Die Haltung seitens der vertuschenden Institution Kirche tritt bei Jakob nicht nur Zweifel an den Glauben, sondern auch Wut auf die Kirche los. Mit der Zeit begegnet er denjenigen, denen die makellose Fassade wichtiger ist als die Wahrheit, nur noch mit Galgen-Humor. Mit seinem Wunsch nach Aufklärung und Verständnis stößt Jakob auch bei den Krisen geschüttelten Familien der Jugendlichen, in die der Zuschauer parallel immer wieder flüchtig Einblicke erhält, auf herbe Ablehnung: sie können ihn nicht verorten und wollen keinen Schmutz neu aufwühlen. Jakob droht zwischen den Fronten an dem Druck zu zerbersten, das Richtige zu tun.

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