„Verfehlung“ von Gerd Schneider


Kai Schuhmann (als Dominik Bertram) und Sebastian Blomberg als (Jakob Völz) in "Verfehlung" von Gerd Schneider. © Alina Bader

Kai Schuhmann (als Dominik Bertram) und Sebastian Blomberg als (Jakob Völz) in „Verfehlung“ von Gerd Schneider. © Alina Bader

Verfehlung“ ist ein eingehender, wenn nicht ein einschneidender Film. Er profitiert in seiner Authentizität und Kraft von der Innenperspektive, die durch das intime Wissen von Regisseur Gerd Schneider entsteht. Er war selbst auf dem besten Weg, eine Priesterlaufbahn einzuschlagen. Der Film bedrückt auf vielen Ebenen und ist definitiv keine Kost für einen seichten Kinoabend. Der Graustich der Bilder und die allgemein triste Farbgebung korrespondiert mit der vorherrschenden Stimmung.

Sebastian Blomberg verkörpert die Rolle des Jakob facettenreich mit allen Graustufen und Schattierungen. Sein Zweifeln, sein Zögern, seine Zerrissenheit und sein Handeln erscheinen dem Zuschauer unglaublich nachvollziehbar. Die gemurmelten Bibelzitate, die wichtige Geschehnisse auf der Leinwand immer wieder begleiten, demonstrieren eindrucksvoll, dass Jakob sein Handeln auch immer in Bezug zu seinem Glauben setzt.

Verfehlung“ hätte ebenso gut ein schlichter, anklagender Film gegenüber der gesamten katholischen Kirche und deren Umgang mit Kindesmissbrauch werden können. Stattdessen macht Schneiders Spielfilmdebüt wütend und schier fassungslos, wenn sich die Abneigung gegen die dargestellten Strukturen und Vertuschungsversuche beim Zuschauer schleichend ausbreitet. Jakob verleiht als Protagonist der Thematik eine Vielschichtigkeit und persönliche Ebene. Sein Zwist und Kampf mit der Wahrheit rücken die Frage des richtigen Handelns im Zentrum. Beinahe hat der Zuschauer das Gefühl ebenfalls zu einer positionierenden Auseinandersetzung mit der Missbrauchsthematik herangezogen zu werden: wie entscheidest du dich, Hin- oder Wegsehen, den Freund belasten oder schweigen?

Cindy Böhme

Verfehlung„, Regie: Gerd Schneider, DarstellerInnen: Sebastian Blomberg, Kai Schumann, Jan Messutat, Sandra Borgmann, Valerie Koch, u.a., Kinostart: 26. März 2015

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