„Zud“ von Marta Minorowicz



Das Spielfilmdebüt von Marta Minorowicz erinnert an ihre Dokumentarfilme, mit denen sie berühmt wurde. Dass sie nun einen Spielfilm gedreht hat, überraschte bereits auf der diesjährigen Berlinale. Die ruhigen Bilder, welche die Charaktere in ihrem ganz alltäglichen Ablauf zeigen, könnten ebenso gut eine Dokumentation sein. Die Schauspieler sind Laien und teilweise auch im richtigen Leben miteinander verwandt. Warum Minorowicz sich dennoch für die Spielfilmvariante entschieden hat, ist nicht ganz klar. Gelegentlich fragt man sich, ob eine Dokumentation nicht doch die bessere Lösung für den Stoff wäre.

Es passiert nicht viel hier draußen, das Leben ist von Arbeit geprägt, das Zusammenleben mit den Tieren steht im Vordergrund. Der Vater schert die Schafe und versucht, das Fell zu verkaufen, Sukbhat trainiert sein Pferd und spielt mit seinem gleichaltrigen Freund, schließlich ist er trotz der Bürde, die ihm auferlegt ist, noch immer ein ganz normaler Junge, der sich kichernd über die Mädchen in seiner Klasse amüsiert. Zur Schule gehen kann Sukbhat ohne Geld aber nicht mehr. Die Mutter wäscht die Kinder und kocht, über der Steppe weht leise der Wind. Man muss sich einlassen auf die Stille, die mit diesem Leben und damit auch mit diesem Film einhergeht. Das kann sicherlich nicht jeder. Die intensivsten Szenen sind die wenigen mit Dialog, wenn Vater und Sohn gemeinsam das Pferd trainieren und ihre Beziehung zueinander deutlich wird. Vor allem aber ist „Zud“ etwas fürs Auge. Ein Film, den man nur in der richtigen Stimmung anschauen sollte.

Lea Inselmann

(Dieser Beitrag entstand im Rahmen des 3. deutsch-polnischen Programms für junge Filmkritiker/innen und -journalist/innen der 11. Ausgabe von filmPOLSKA)

Termine bei filmPolska:
Montag, 25.4. 20:30 Uhr, Bundesplatz Kino (zu Gast: Marta Minorowicz)
Dienstag, 26.4. 20:00 Uhr, FSK (zu Gast: Marta Minorowicz)

1 2