Olivier Assayas im Interview zu „Die Wolken von Sils Maria“

Binoche hat den Film initiiert


Regisseur Olivier Assayas (hier am Set) schrieb "Die Wolken von Sils Maria" für die große Juliette Binoche. © Pallas Film / NFP Carole Bethuel

Regisseur Olivier Assayas (hier am Set) schrieb „Die Wolken von Sils Maria“ für die große Juliette Binoche. © Pallas Film / NFP Carole Bethuel

Filmemacher Olivier Assayas erklärt uns im Interview zu „Die Wolken von Sils Maria„, wie Juliette Binoche das Werk beeinflusste, wieso er so viele Rollen mit deutschen Schauspielern besetzt und wie er Filme macht.

Herr Assayas, wann haben Sie sich das letzte Mal gegoogelt?
Olivier Assayas:
Ich mache das nie. Wahrscheinlich habe ich das vor einigen Jahren öfter mal gemacht, aber heute nicht mehr.

In „Die Wolken von Sils Maria“ macht Kristen Stewarts Valentine das permanent als Assistentin von Juliette Binoches Maria Enders…
Sie ist Teil einer Generation, die mit dem Internet aufgewachsen ist. Mit Social Media und Unmengen von Informationen. Es ist nicht so, dass das nur zu ihrem Job gehört, sondern es liegt vielmehr in ihrer Natur. Offensichtlich baut sich durch das Internet ein gewisser Druck auf die beiden Frauen auf, mit dem sie sehr unterschiedlich umgehen. Maria nutzt das Internet, um Mails zu schreiben und Basis-Infos zu sammeln. Aber für Kristens Valentine gehört es zur Kultur, im Netz ein und aus zu gehen. Sie will wissen, was im Netz passiert. Sie ist damit aufgewachsen und hat Spaß damit, behält aber immer alles unter Kontrolle.

Hier einige Eindrücke vom Film…

Der Zuschauer spürt, wie Juliette Binoche die sehr viel in den Film investiert, Ihnen vertraut. Manchmal gewinnt man den Eindruck, dass sie über sich selbst spricht…
Sie ist großartig und hat das wundervoll gemacht. Als sie das Buch gelesen hat, mochte sie es – das sagte sie wenigstens. Es muss ihr auch Angst gemacht haben. Ich denke, sie hat nicht damit gerechnet, dass ich etwas so intimes schreiben würde. Sie wusste, dass sie sich öffnen und entblößen muss, wie noch nie zuvor. Am Set erlebten wir eine vollkommen andere Juliette, die bereit war, Kontrolle aufzugeben, ohne negative Hintergedanken zu haben. Sie war sehr fröhlich beim Dreh und löste alles voller Anmut, obwohl sie mit sehr vielen schwierigen Situationen klarkommen musste.

Binoche setzt sich in der Rolle Maria Enders zum einen mit dem Altern und dem Verlust von Kontrolle auseinander, aber auch damit, nicht mehr im Fokus zu stehen…
Das Altern steckt in unseren Genen, auch in denen von Schauspielerinnen. Bei Filmen siehst du jede einzelne Falte, das ist gemein. Gleichzeitig erlaubt uns die Magie des Kinos jünger zu sein, du kannst zu einem jüngeren Ich zurückkehren. Wie es Lars Eidinger als Regisseur Diesterweg am Ende zu Maria sagt: Du kannst da rauskommen und dem Fluch der Zeit entfliehen. Die Emotionen bringen ein Stück Jugend zurück. Sehen Sie sich Isabelle Huppert an, wie sie sich etwas Jugendliches bewahren konnte. Ich wollte nicht nur meinem Publikum zeigen, dass Filme das können, sondern auch Juliette. Da ist Hoffnung.

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