„Foxcatcher“ von Bennett Miller


Bennett Millers "Foxcatcher"gilt als Oscar-Anwärter! © Annapurna Pictures/Foto: Scott Garfield

Bennett Millers „Foxcatcher“gilt als Oscar-Anwärter! © Annapurna Pictures/Foto: Scott Garfield

Eine amerikanische Tragödie

Nach „Capote“ und „Moneyball“ basiert auch das dritte Werk des US-amerikanischen Regisseurs Bennett Miller auf einer wahren Geschichte: Einer der reichsten Männer Amerikas bringt eine Truppe von Ringer in sein Anwesen und will sie zum Olympiagold führen – ein Experiment mit schrecklichem Ende.

Der Millionär heißt John du Pont und seine auserwählten Ringerhelden sind Mark und Dave Schultz, die er sich zusammen mit dem restlichen Team gekauft hat. Die beiden unterschiedlichen Brüder sollen das Team „Foxcatcher“ zum Ziel führen. Du Pont, der sich „Golden Eagle“ nennen lässt, will Gold bei den Olympischen Spielen und Hoffnung für Amerika. Mit trockener Stimme und wohl gesetzter Betonung verkündet er unter seiner enormen Hackennase hervor: „I am leading men and I am giving America hope“ („Ich führe Männer und ich gebe Amerika Hoffnung„). John gehört der du Pont Familie an, die ihre Millionen mit Sprengstoff gemacht hat. Er lebt umgeben von Dienern unter den enttäuschten Blicken seiner Mutter auf einem Landsitz in Pennsylvania und träumt davon die dummen Pferdetrophäen der „Foxcatcher„-Dressurpferde seiner Mutter mit den patriotisch wertvollen Olympiamedaillen seines „Foxcatcher„-Ringer-Team zu ersetzen. Jean Liseter Austin du Pont, die stolze Mutter (hinreisend gespielt von Vanessa Redgrave), rümpft darüber nur die Nase und merkt an: „The sport of wrestling is a low sport, and I dont like to see you beeing low“ („Ringen ist ein niedriger Sport, und ich mag es nicht, dich niedrig zu sehen„). Aber John Eleuthère du Pont, der bleiche Sohn mit dem schlurfenden Gang, hat beschlossen als Coach seine Ringer zu Helden der Nation zu machen – koste es was es wolle.

Der Film beginnt und endet mit Mark Schultz. In grauen und realistisch rohen Bildern werden Ausschnitte seines Lebens gezeigt. Die langsame, statische Kamera und der anfängliche Verzicht auf Hintergrundmusik lassen den durchtrainierten Ringer trotz seiner massiven Körperlichkeit isoliert und verloren wirken. Wie sein großer Bruder Dave ist er ein preisgekrönter Ringer, der trotz seiner Siege für die USA ein durchschnittliches Dasein fristen. Mark geht nach dem Ringtraining in seine düstere Wohnung zurück, isst Fertigmahlzeiten, schaut auf die Kopie des Washington überquert den Delaware Bildes an der Wand und spielt Gameboy. Dave tollt mit seinen Kindern im Garten umher, umringt von Freunden und seiner Frau. Die Beziehung der Brüder zeigt sich hervorragend in der am Anfang der Geschichte stehenden Ringszene. Ohne ein Wort spiegelt sich in den Bewegungen der beiden Männer die gegenseitige Zuneigung und die Unterstützung des Älteren für den Jüngeren.

Der einsame, wortkage Patriot Mark und der muntere Familienmensch Dave werden aus ihrem Leben gerissen, als der nach Anerkennung jagende Millionär John du Pont beschließt die Brüder für sein Ringer-Team zu kaufen und mit ihnen die Olympischen Spiele 1988 zu gewinnen. Mark zieht in das weitläufige Anwesen der du Ponts und folgt den Anweisungen des selbsternannten Coaches: Er trainiert zu jeder Tages- und Nachtzeit, hält für ihn geschriebene Reden und nimmt Kokain. Der Millionär wird der immer gesuchte Vater für ihn, großzügig erlaubt du Pont ihn „Eagle“ oder „Golden Eagle“ zu nennen. Schwieriger gestaltet sich die Rekrutierung von Marks Bruder Dave. Dieser will nicht du Ponts Team beitreten: „He can’t be bought“ („Er kann nicht gekauft werden„), sagt Mark. Doch Dave mit seiner netten, bodenständigen Art und seinen natürlichen Führungsqualitäten steht auf du Ponts Wunschliste. Nachdem Mark beginnt für seine Ringer eigene Entscheidungen zu treffen, fordert du Pont Dave ein, dieser kommt mit seiner Familie, steht zu seinem Bruder Mark und es kommt zur Katastrophe.

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