Web-Serie „Just Plain Dead“ von Emily Manthei (Juli 19)



Wie lief die Umsetzung der einzelnen Folgen?
Ich habe die erste Episode selbst finanziert und dann über Kickstarter Geld für den Rest der Serie gesammelt. Wir haben die erste Episode an einem Tag und die anderen sieben in drei Tagen gedreht – die waren ganz schön vollgepackt. Der größte Teil des Teams der ersten Episode ist dabei geblieben, aber meine wundervolle Kamarafrau Meena Singh hatte dann einen anderen Job, so dass ich für die verbleibenden Folgen mit Daniel Nuss, einem anderen großartigen Director of Photography, zusammengearbeitet habe. Ich war wirklich froh, dass Meena geholfen hat, den Look zu entwickeln. Nach den Dreharbeiten haben meine Editorin und ich einen ziemlich engen Zeitplan für die Postproduktion ausgearbeitet, damit wir die Folgen veröffentlichen können. Durch das Low-Low-Budget mussten nach den Jahren des langen Wartens Produktion und Postproduktion ziemlich schnell umgesetzt werden.

Und wie war’s ansonsten bei den Dreharbeiten?
Wie meistens bei meinen Filmen, die immer eher low-budget sind, war ich im Set Regisseurin, Produktionsleiterin und Produzentin in einem. Das funktioniert nur, wenn man Story und Abläufe in- und auswendig kennt, jedes Detail verinnerlicht hat, für jede technische Frage eine Lösung hat und ohne Nachzudenken jede Szene vor Augen sieht. Natürlich können sich Dinge anders als gedacht entwickeln, wenn man die Locations findet und anfängt, mit Schauspieler*innen zu proben. Im Grunde genommen ändern sich die Dinge, sobald man kollaboriert und es wird ein ganz anderer Film, den man sich so nie vorgestellt hat. Das meine ich im bestmöglichen Sinne.
Wir durften das Büro einer Priesterin für die Detektivin benutzen. Wir kauften ihr einen noir-mäßigen Schreibtisch und verwendeten für die Ausstattung einige meiner seltsamsten Lampen von zu Hause. Ich suchte im Hafen von Los Angeles nach Frachtschiffen und landete in diesem seltsamen Kanal von kleinen Fischerbooten, wo ich „Johnny the Fisherman“ traf, der uns für Episode 6 und 7 sein Boot benutzen ließ.

Ursprünglich fungierte die Web-Serie „Just Plain Dead“ als Teaser für ein Fernsehformat.

Hannah hat einige der witzigsten Zeilen am Set improvisiert, besonders nachdem sie nervös geworden war und eine Katze auf einen Papierblock gemalt hatte, den wir als Requisit verwendeten. Ich wusste, dass Hannah perfekt war, als sie zum Vorsprechen kam. Sie wirkte ein bisschen verwirrt und unsicher, aber auch völlig ausdruckslos und trocken. So bist du dir nie ganz sicher, ob sie selbst glaubt, was sie da sagt, was ich als super gewinnend empfand. Sie passte sehr gut zu Christopher Showerman, ein viel erfahrenerer Schauspieler, den mein ausführender Produzent mitgebracht hatte. Er ist selbstsicher, hat eine schnelle Auffassungsgabe und keine Angst, blöd auszusehen. Die Chemie zwischen den beiden war entscheidend für Tempo und Ton. Am Ende zwangen mich Geld und Zeit, viele der ursprünglichen Ideen, die ich wirklich liebte, zu killen. Ich denke, das endgültige Produkt umfasst ungefähr ein Viertel von dem, was ich mir vorgestellt hatte, aber ich stelle es mir gerne als vierfach destillierten Whisky vor, der den stärksten Schlag ins kleinste Glas packt. Ich mag, was wir geschafft haben, obwohl ich weiß, wie viel mehr ich vorhatte.

Der Film-Noir-Stil von „Just Plain Dead“ ist einfach perfekt getroffen. Gibt es konkrete Filme, die dich inspiriert haben?
Oh, vielen Dank! Ich bin mit Alfred-Hitchcock-Filmen aufgewachsen und liebe die „verräterischen Requisiten“, die er oft benutzt – das mochte ich zum Beispiel an der Asterix-Zigarettenschachtel in Episode 2. Ich liebe auch „Casablanca“ – eine große Inspiration. Natürlich gehören „Touch of Evil„, „Double Indemnity“ und „Sunset Boulevard“ zu meinen Favoriten. Ich bin besessen von Neon, also platzierte meine Kamerafrau Meena ein blinkendes rotes Neonlicht vor Smithies Fenster, um Spannung zu erzeugen. Später sind wir durch die Stadt gefahren und haben besondere Neonschilder als Zusatzmaterial gefilmt. Eine weitere Inspiration war der Stil von „Mad Men“ – zwar nicht in den 1940ern entstanden, aber mit zeitloser Ästhetik. In Bezug auf das Produktionsdesign bringt „Just Plain Dead“ meine ästhetischen Vorlieben auf den Punkt. Die Produktionsdesignerin Laurie McDaniels durchsuchte mein Haus nach Requisiten und wenn Smithie in Episode 2 das Haus von Wesleys Mutter besucht, ist das mein Haus, nahezu unverändert.

In deinem neuen Film Voice Over wird ein Synchronsprecher von der Filmfigur, die er sprechen soll, in ein Gespräch verwickelt. Auch hier wird auf wunderbare Weise das klassische Kino zitiert. Erzähl mehr darüber!
Ha! Die Szene, die der Synchronsprecher in „Voice Over“ synchronisiert, soll ein Film Noir aus den 1940ern sein, das war die Idee von Drehbuchautor Jörn Linnenbröker. Er spielte in einem anderen Kurzfilm mit, den ich in Berlin gedreht habe, bevor ich hergezogen bin. Wir wurden Freunde und wollten wieder zusammenarbeiten. Er erzählte mir vom Konzept für „Voice Over„, basierend auf seiner Arbeit als Synchronsprecher, und wir entwickelten die Idee. Er hat den Standard-Filmdialog für die Film-im-Film-Szene geschrieben und wir haben das Krisenszenario drumherum erfunden, welches ich liebe, weil es auf eine aufrichtige Art an Film Noir erinnert. Wo „Just Plain Dead“ eine übertriebene Komödie ist, hat „Voice Over“ subtile Cheesiness. Ein klassischer Unterschied!
Voice Over“ läuft am Montag, 15. Juli im Hof des Kino Central bei einem Kurzfilmfestival – das perfekte Oldschool-Setting für den Film!

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