Blogs im Blick: Britspotting (3)


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Dieses mal: Britspotting !
Im Britspotting-blog findet wenige Tage vor Beginn der zehnten Auflage des britisch-irischen Filmfestivals eine geradezu epische Serie ihren Abschluss:
In zehn Teilen arbeitet sich Blogger Finn Ballard an folgender Frage ab, die er im ersten Teil seiner Chronolie aufwirft:
„Was ist überhaupt britisches und irisches Kino?“

Die Serie zeigt, wie das britische und irische Kino seine eigene Identität in Abgrenzung zum amerikanischen Hollywood-Kino entwickelt hat. Wir erfahren dort, dass der irische und schottische Film im Vergleich zum britischen in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts gewisse Anlaufschwierigkeiten hatte oder dass die von John Grierson begründete Dokumentarfilmbewegung in den 30er Jahren anzusiedeln ist.

Ballard erklärt, wie in den Kriegsjahren eine deutliche Abkehr des von der Wirklichkeit geprägten britischen Films von den wenig realen Themen des Hollywoodfilms stattfand und er sich stattdessen mit den Auswirkungen des Krieges auf das Individuum auseinandersetzte. Eine Entwicklung, die auch in Amerika goutiert wurde, wo Laurence Oliviers „HAMLET“ (1948) als erster nicht-amerikanischer Film den Oscar für den besten Film erhielt. Nach einer Phase des „New Commercialism„, wie Ballard die Jahre von 1950 bis 1960 überschreibt, in denen eher seichte Unterhaltung dominierte, profitierte das kriselnde britische Kino vom „Swinging London“ mit seinem freizügigen Sex und Glamour.

Einen Höhepunkt der Geschichte markieren sicher die beginnenden 70er-Jahre, wo Sex und Gewalt das Britische Kino mit ästhetisch anspruchsvolle Arbeiten von Regisseuren wie Ken Russell (THE DEVILS), Sam Peckinpah (STRAW DOGS) und Stanley Kubrick (A CLOCKWORK ORANGE) erobern. Doch einer steten Sinuskurve folgend, versank das britische Kino in der 80ern wieder in einer Krise, um aus dieser in den 90ern mit große Budgets und internationaler Erfolg mit Filmen wie „Trainspotting„, „The Crying Game“ oder „Michael Collins“ wieder aufzuerstehen.

Nachhaltig, wie zahlreiche Romantic Comedies der Gegenwart wie die BRIDGET JONES Filme (2001 und 2004) oder Richard Curtis’ LOVE ACTUALLY (2003) zeigen, aber noch viel mehr Danny Boyles SLUMDOG MILLIONAIRE von 2008 beweist, dem ersten komplett mit britischem Geld finanzierten Film, der seit Laurence Oliviers HAMLET (1948) den Best Picture Academy Award, den Oscar gewann.

Kurzum: Eine sehr gelungene Geschichtsstunde und ideale Vorbereitung auf die zehnte Auflage von Britspotting! Danke an Finn Ballard.