Interview mit Russische Filmwoche-Leiterin Anna Leonenko


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Vom 25. November bis 2. Dezember zeigt die Russische Filmwoche neun aktuelle Kinoproduktionen aus Russland. Festivalleiterin Anna Leonenko sprach mit Berliner-Filmfestivals.de über das Konzept und den Anspruch des Festivals.

Wo genau liegt der Themenschwerpunkt der diesjährigen Russischen Filmwoche?

Es gibt keinen Themenschwerpunkt, wir verfolgen seit jeher ein anderes Konzept als andere Festivals. In diesem Jahr zeigen wir neue Filme: Produktionen, die zwischen Dezember 2008 und November 2009 entstanden sind. Die Auswahl soll die Vielfalt des russischen Kinos repräsentieren. Wir sehen uns daher eher als Spiegel der dortigen Kinolandschaft: klassische Blockbuster, anspruchsvoller Arthouse-Film, Familiekomödie, Thriller und dramatische Werke. Ich glaube für jeden Geschmack ist etwas dabei. Alle Filme werden im Original mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Auf welche Filme sollten die Zuschauer besonders achten?

Es ist sehr interessant zu beobachten, welche Trends innerhalb eines Jahres in der russischen Filmszene entstehen. Zum Beispiel wir haben in diesem Jahr drei Filme, die ein Tendenz zu Genre-Experimenten zeigen. In „Sauerstoff“ sind die traditionellen Grenzen aufgehoben und verschiedene Kunstrichtungen und Stile ineinander verwoben: Theater, Videoclip, Werbespot und Animation verschmelzen hier zu einem neuen Ganzen. Im Mittelpunkt des psychedelischen Dramas „Das Kätzchen“ von Grigoriy Konstantinopolski steht das reine schauspielerische Wort. Konstantinopolski verzichtet auf jeglichen Spezialeffekte. Auf der anderen Seite zeigen wir viele Filme, die den Zuschauer mit grundsätzlichen Themen des Lebens konfrontieren: das Familiendrama „Begrabt mich hinter der Fußleiste“ (dreifacher Preisträger des Filmfestivals Cottbus), dann „Buben, Baraban“ – er wurde in Locarno mit zwei Silbernen Leoparden ausgezeichnet – und „Krankenzimmer Nr.6“, eine sehr ungewöhnliche Anton Tschechow-Verfilmung.

Erwartet ihr Regisseure oder Hauptdarsteller?

Nach fast jedem Film wird es ein Treffen mit Filmschaffenden geben. In diesem Jahr kommen auch Regisseure und Schauspieler, die in Russland bereits sehr bekannt sind. So zum Beispiel der Hauptdarsteller des Films „Krankenzimmer Nr. 6“ Vladimir Ilin, er hat u.a. den General Kutusov in der letzten Verfilmung von „Krieg und Frieden“ gespielt, der den Film von Karen Schachnasarow vorstellen wird.

Wird es ein Rahmenprogramm geben?

Ja, es gib ein kleines Rahmenprogramm. Ein Konzert der Band Filmtangos am 1. Dezember um 20 Uhr im Russischen Haus, die Band spielt bekannte Filmklassiker, und eine Ausstellung. „Begegnung zweier Nationen im Wechsel der Zeiten“, auch im Russischen Haus, wurde bereits am 24. Dezember eröffnet.