Interview mit One World Berlin-Festivalleiterin Natalie Gravenor


Vom 26. November bis 2. Dezember zeigt das One World Filmfestival knapp 20 Filmprogramme mit den Schwerpunkten Bürgerrechte im Zeitalter von Überwachung durch Staat und Wirtschaft, Verpflechtung von Polizei und Militär sowie Privatisierung. Festivalleiterin Natalie Gravenor sprach mit Berliner-Filmfestivals.de über das Konzept und den Anspruch des Festivals.

Unter welchen Aspekten entstand das Festival-Programm?

Einerseits Filme, die neue Wege gehen oder zumindest besonders gut recherchierte und handwerklich solide umgesetzte Dokumentationen. Andererseits haben wir uns thematische Akzente gesetzt.

Wo genau liegt der Themenschwerpunkt des Festivals?
Auch wir haben das Jubiläum 1989/2009 zu einem Leitfaden gemacht. Allerdings geht es uns weniger um Rückschau auf die viel erörterten Entwicklungen in Mittel-/Osteuropa. Uns geht es zum einen um die Fragestellung, was ist aus den Versprechen und Hoffnungen von damals geworden, in Bezug auf soziale Gerechtigkeit, Bürgerrechte, Zusammenleben in einer „Patchwork“-Gesellschaft, zum anderen – was ist 1989 in Ländern wie Chile und Südafrika passiert, in denen dieses Jahr auch einen Wendepunkt dargestellt hat. Eine ästhetische Entwicklung, die wir verfolgen, ist die Verwendung von Animation – ob klassischer Zeichentrick, Legofilme, Rotoscoping, Collage oder Machinima via Second Life – im engagierten Dokumentarfilm. Wir widmen uns dem Werk eines Second Life-Bloggers, sowie anderen Animationsformen in der Veranstaltung „Second Life=Real Life“ (29.November, 18 Uhr Arsenal), aber animierte Sequenzen finden sich auch in einigen anderen Festivalfilmen wieder.

Auf welche Filme sollten die Zuschauer besonders achten?
Auf jeden Fall auf „Endgame„, „Innere Sicherheit„, „Second Life=Real Life?“ und „Outrage„.

Erwartet ihr Regisseure oder Hauptdarsteller?
Wir freuen uns, die Filmemacher/innen von „Damla=Tropfen Derya=Ozean“ (Elisabeth Pricken), „Rocking the Nation“ (Borbala Kriza), „Most Dangerous Man in America“ (Judith Ehrlich), „The Reckoning – the Battle for the International Criminal Court“ (Pamela Yates), „Status: Geduldet“ (Silvana Santamaria) und Andi Weinrich (Einstellung §129a) begrüßen zu dürfen. Draxtor Despres, der Second Life-Blogger, wird auch am 29.November live in Second Life für ein Gespräch anwesend sein. Kay Sokolowsky und Walter van Rossum, Autor eines der Hörfunkfeatures zum Thema ‚Terrorbedrohung‚ in Deutschland, werden für die Veranstaltung am 29. November erwartet. Wir freuen uns besonders darüber, dass Hannelore Scheiber, die Protagonistin von „After the War with Hannelore – A Berliner War Child’s Testimony“, zur Vorführung am 2.Dezember kommen wird.

Wird es ein Rahmenprogramm geben?
Nach jedem Film findet ein Gespräch mit Filmemachern und/oder Experten statt. Außerdem finden vom 23. bis 25.November, sowie am 30. November und am 2. Dezember Schulvorstellungen statt. Gezeigt werden zwei Filmen des Festivalprogramms – „Damla=Tropfen, Derya=Ozean“, sowie „After the War With Hannelore“.