Im tiefsten Innern eine heilige Angelegenheit


"Filmszene: "Togo" eröffnet die aktuelle Festivalausgabe

"Filmszene: "Togo" eröffnet die aktuelle Festivalausgabe

Das Internationale Fußballfilmfestival 11mm ist das weltweit einzige seiner Art und somit eine sehr spezielle Angelegenheit. Daher findet das Film Festival unter einer besonderen Prämisse statt, die 11Freunde Chef Philipp Köster pathetisch im Berliner Stadtmagazin Tip formulierte:
Entscheidend ist, dass man den Fußball im tiefsten Inneren als hei­lige Angelegenheit betrachtet.

Mit dem Magazin 11Freunde hat 11mm, abgesehen von der gemeinsamen Ziffer „11“ im Namen, nichts zu tun. Wohl aber mit dem Geist, den Köster umschreibt. Das zeigt sich am Eröffnungstag. Während das Foyer des Babylon noch vor dem ersten Film, dem von Torwart-Legende Ronnie Hellström präsentierten Kinderfilm-Klassiker „Fimpen, der Knirps„, den Tönen und Klängen der Schülerband Hirokesen lauscht, sind viele der Anwesenden – Festivalmacher und Gäste – abgelenkt. Der Hauptstadtverein Hertha BSC spielt am anderen Ende der Stadt gegen den 1. FC Nürnberg. Angekündigt als Endspiel um den Verbleib in der hlöchsten deutschen Spielklasse zittern im eiskalten Olympiastadion auch Teile der 11mm-Mannschaft.

Noch bevor sie die Spielstätte des Festivals, das Babylon erreichen, wissen die Leute vor Ort natürlich um das für die Berlin-Fans traurige Ergebnis: Die Hertha hat verloren und wird wohl im nächtsen Jahr in der 2. Liga gegen den Rivalen Union Berlin spielen müssen. Es gilt die Mitspieler aufzurichten.

Sessel statt Hartschale

Das 11mm wird zum Ort des Trostes für die geplagten Film- und Fußballfans. Schließlich steht mit der intensiven Dokumentation „Togo“ der Eröffnungsfilm an. Vor nahezu vollem Haus schafft der Film, was nur das Kino im Stande ist zu leisten: Mit dem magischen Moment des verlischen des Lichtes im Saal tauchen die Besucher kollektiv in eine andere Welt ein. „Togo“ zeigt ein Land im Ausnahmezustand, nachdem die erstmalige Qualifikation zu einer Fußball Weltmeisterschaft gelang. Er begleitet einen jungen Enthusiasten, der eigens zum Großereignis Leinwand und Beamer anschafft, um in einer Barracke zum Publiv Viewing zu bitten, er wirft einen Blick auf ein politisch unruhiges, von politischen Skandalen geplagtes Volk, blutige Orakelvorhersagen und friedlich den großen Idolen nacheifernden Kindern auf staubigen Trainingsplätzen. In einen unvergesslichen Höhepunkt für die Besucher verwandelt den Abend aber die anwesenden Gäste: Zum einen die beiden Schweizer Regisseure Pierre Morath & Nicholas Peart und zum anderen die in Afrika weitgereiste, deutsche Trainerlegende Otto Pfister. Mit den gewährten Einblicken der illustren Gäste, die ihr demnächst hier bei Berliner Filmfestivals auch als Video sehen könnt, schafft das Festival „einen Auftakt nach Maß“, wie es im Sport so oft heißt.

Getragen vom gelungenen Auftakt bleiben Foyer und Rondell des Babylon noch bis Stunden nach dem Festival prall gefüllt. Bei Wein und Sponsoren-Freibier drehen sich die Gespräche um Film und Fußball, die sich näher stehen als mancher annimmt, wie zu sehen ist. Da diskutieren die Damen vom Baltic interessiert über Frauenfußball und Achtung Berlin-Leiter Sebastian Brose bekennt sich zum VfL Wolfsburg, während Regisseure über neue Projekte plaudern und von Schauspielerinnen neugierig belauscht werden.