Blogs im Blick: International Comedy Film Festival (6)



Mit unserer Rubrik Blogs im Blick wollen wir euch immer wieder auf interessante Beiträge in den blogs der Berliner Filmfestivals hinweisen.

Dieses Mal: Das International Comedy Film Festival

Das International Comedy Film Festival (ICoFF), das erst im Jahr 2011 seine Premiere in Berlin feiern wird, versteht sich als Genrefestival. Im Festival-Blog dreht sich seit Wochen alles um eine Ausdrucksform, die Komödien kausal verursachen (sollen): Das Lachen. In der zwölf-teiligen Reihe „Es muss nicht immer komisch sein. Zwölf Formen des Lachens im Kino“ widmete sich Dr. Julian Hanich (geboren 1975 in München; wissenschaftlicher Mitarbeiter am Exzellenzcluster »Languages of Emotion« der Freien Universität Berlin) als Gastautor im Blog des International Comedy Film Festivals drei Monate lang wöchentlich den vielfältigen Formen des Lachens.

Hanich beschließt seine Reihe dieser Tage mit „Das angesteckte Mitlachen„. Er beschreibt es als eine „passive, weitgehend unwillkürliche Reaktion auf das infizierende Lachen anderer Zuschauer„, das so typisch fürs Kino ist und für das steht, was den Besuch eines Kinos kolossal vom heimischen Fernseher unterscheidet: Den Moment, den sich weitgehend einander unbekannte Zuschauer teilen, der mit verdunkeln des Saals beginnt. In dieser speziellen, anonymen Atmosphäre verschieben sich die Grenzen des eigenen (und manchmal auch guten) Geschmacks – was oft befreiend wirken kann und sicher einen Teil des Faszinosums Kino ausmacht.

Begeben wir uns auf eine kurze Reise durch die bunte Welt des Lachens, die uns Herr Hanich offenbart. Wir erfahren im ersten Teil etwas über „Das eruptive Lachen über das Komische, „welches „die einschlägigste Form des Lachens im Kino“ ist. Laut Habich „eine passive, beinahe zwanghafte Reaktion auf etwas Komisches, von dem der Zuschauer leiblich überwältigt wird und das er gleichzeitig als hochgradig erheiternd empfindet.“ Ganz anders das passive „befreiende Distanzierungslachen“, mit dem sich der Zuschauer vom Geschehen (etwa bei Ekel oder Horror) auf der Leinwand vom Leibe hält. In der Form sicher ähnlich, aber doch ganz anders: „Das verunsicherte Irritationslachen“, das Habich als „eine überraschte Reaktion auf einen schwer erklärbaren, verwirrenden Vorgang im Film“ beschreibt und „Das ironische Umwidmungslachen“, welches als Reaktion auf unfreiwillige Komik einsetzt.

Im fünften Teil der Reihe war „das erfreute Wiedererkennungslachen“ Thema. Ein Moment, den gerade die Einwohner der Filmstadt Berlin gut kennen. Hier findet sich kaum ein Kiez, der nicht schon seinen kurzen Star-Auftritt hatte. Der Film adelt so quasi seinen Zuschauer und er ihn zum Dank ebenso… Anders beim „narzisstischen Verständnislachen„. Bei diesem muss „das Komische als solches immer erst einmal erkannt werden“ , so Hanich. Es setze „stets eine Erkenntnisleistung voraus. Stellt der Film besonders hohe Ansprüche an dieses Erkennen – sei es, weil der Witz sehr komplex ist; sei es, weil für das Komische ein bestimmtes Vorwissen mitgebracht werden muss.“

„Das verächtliche Wertungslachen“, beschreibt Hanich als Art Fehde-Handschuh des Lachens, mit dem der, der es von sich gibt, seinen Unmut hörbar kundtut und damit den anderen im Raum sein Mißfallen signalisiert. Eine (Un-)Art des Lachens, die „kaum alleine zu Hause vorstellbar ist„, da sie einer Reaktionsfläche bedarf. Noch offensiver kommt „das aggressive Auslachen“ daher. Es „ist ein negatives, oft arrogantes Signal, mit dem die Reaktion eines anderen Publikumsmitglieds als unangebracht, lächerlich oder peinlich eingeordnet wird“ und so Hanich „eine der Gelegenheiten, wo Henri Bergsons Charakterisierung des Lachens als „Strafe“ angebracht ist.

Welch bemerkenswert differenzierte Disziplin das Lachen doch ist. Wir danken Herrn Hanich und dem International Comedy Film Festival für die spannenden und auch erheiterenden Wochen!