Cinemaviv-Initiator Adi Goldmann im Gespräch


Die Initiatoren (v.l.n.r.) Adi Goldman, Bella Zchwiraschwili und Amir-Jaakow Goldman

Vom 10. bis 12. Oktober findet im Kino Die Kurbel zum zweiten Mal das Israelische Filmfestival Cinemaviv statt. Kurator und Organisator Adi Goldmann sprach mit uns im Vorfeld über das Festival und die Filmlandschaft in Israel.

Was ist das Spannende an einem Filmfestival, für Sie als Organisator?
Goldman: Eigentlich die Entwicklung eines solchen Festivals, von der Idee bis zur Umsetzung. Doch der Höhepunkt, und das ist die Freude am Ganzen, ist es, am Ende zufriedene Kinobesucher zu sehen.

Wie kam es zu einem Israelischen Festival in Berlin?
Goldman: Trotz wachsender internationaler Anerkennung in den letzten Jahren findet man in Deutschland leider nur wenige israelische Produktionen auf der großen Leinwand. Cinemaviv ist ein kleiner, aber wesentlicher Schritt, um das zu ändern!

Die Filmauswahl ist recht übersichtlich. Warum nicht mehr Filme? Oder anders: Warum gerade diese sechs?
Goldman: Richtig, die Filmauswahl ist sehr übersichtlich. Eigentlich genau wie der israelische Filmmarkt, der ist auch relativ überschaubar. Fernab von allen politischen Stigmatisierungen des Landes, wollen wir den Zuschauern mit Cinemaviv den bestehenden alltäglichen Wahnsinn der israelischen Gesellschaft näherbringen.

Welche Rolle spielt das Medium Film in Israel?
Goldman: Der israelische Film ist beinahe genauso jung wie das Land Israel. Die Burekas-Filme aus den 1970ern wie „Eis am Stiel“ sind in ganz Europa ein Begriff. Seither boomt der israelische Filmmarkt regelrecht und bietet mitunter auch hohe Filmkunst, die weltweit auf allen wichtigen Filmfestivals zu finden ist. Das Medium an sich hat in Israel keinen hohen propagandistischen Wert, wie es allzu oft im Nahen Osten der Fall ist. Der moderne israelische Film überzeugt in seiner inhaltlichen Qualität und spiegelt das gesellschaftliche Gemüt Israels wider.

Die internationale Aufmerksamkeit richtet sich dennoch meist auf Filme, die konfliktbeladene Themen aufgreifen, etwa der Animationsfilm „Waltz with Bashir“.  Gibt es dafür einen Grund?
Goldman: Auch in Israel werden über das Medium Film brisante Themen angesprochen, wie z.b. traumatisierte Soldaten, Homosexualiät und Religion. Großartige israelische Filmemacher wie Amos Gitay oder Ari Folman arbeiten zum Teil auch im Ausland, um das geschulte filmische Auge zu perfektionieren. Es ist eine große Gabe für jeden, solche Geschichten in der entsprechenden Sprache bzw. Art und Weise umzusetzen. Und das Potential an kreativen Filmemachern in Israel ist nun unbestreitbar.

Können sie nachvollziehen, warum Themen wie Krieg, Religion und Geschichte so wesentlichen sind?
Goldman: Ja, das sind die Themen, mit denen Israel, ob in Film oder Realität, stets in Verbindung gebracht wird. Jedoch ist die Themenpalette weitaus größer und aus einem persönlichen Blickwinkel betrachtet sogar spannender. Heutzutage bedient Israels Filmlandschaft alle Genres. Ich sehe mit großer Neugierde ihrer Entwicklung entgegen.

Wird es während des Festival Filmgespräche mit Regisseuren geben?

Goldman: Es wird vor dem Eröffungsfilm am 10.Oktober eine Live-Skypeübertragung nach Israel zum Regisseur Reshev Levi geben. Er wird seinen Film „Lost Islands“ ankündgen.

Interview: Martin Daßinnies