One World Berlin: Kino mit Auftrag


Filmszene: "Tere Bin Laden"

Filmszene: "Tere Bin Laden"

Zum siebten Mal, vom 25. November bis 1. Dezember, findet das One World Berlin Filmfestival für Menschenrechte und Medien im Kino Arsenal statt. Gezeigt werden zwölf Filme, die sich stilistisch wie perspektivisch unterschiedlich, politisch brisanten Themen nähern. Neben den Vorführungen können in diesem Jahr erstmalig Teile des Programmes auch im Internet verfolgt werden. Auf der Festivalwebsite www.oneworld-berlin.de können ausgewählte Filme vergangener Jahrgänge und auch des aktuellen Festivals (nach der Kinopremiere) als Stream angeschaut werden.

Eröffnet wird das Festival am 25. November um 19. Uhr von Karin Jurschicks Dokumantarfilm „Zertifikat Deutsch„. Jurschicks begleitet einen vorbereitenden Integrationskurs an der Volkshochschule Köln. Abschluss dieses Kurses ist eine Prüfung. „Zertifikat Deutsch“ ist seit 2005 für Zuwanderer aus nicht EU-Staaten Pflicht, wenn sie eine Einbürgerung anstreben, aber auch eine Aufenthaltserlaubnis verlängern oder Transferleistungen erhalten möchten. In 645 Unterrichtsstunden sollen grundlegende Sprachkenntnisse, aber auch Kultur und demokratische Grundwerte vermittelt werden. Jurschicks Film gewährt einen ungewöhnlichen Einblick in den Kursalltag und lässt die Teilnehmer zu Wort kommen.

Mit „South of The Boarder“ zeigt das Festival den im letzten Jahr entstandenen Dokumentarfilm von Oliver Stone. Hier begibt sich der Regisseur auf einen Reise durch fünf südamerikanische Länder, um soziale und politische Bewegungen sowie die falsche Wahrnehmung von Südamerika in den Mainstreammedien zu untersuchen, während er sieben gewählte Präsidenten interviewt. In lockeren Gesprächen mit Hugo Chávez (Venezuela), Evo Morales (Bolivien), Lula da Silva (Brasilien), Cristina Kirchner (Argentinien), sowie ihrem Ehemann, dem Ex-Präsidenten Néstor Kirchner, Fernando Lugo (Paraguay), Rafael Correa (Ecuador) und Raúl Castro (Kuba), erhält Stone noch nie dagewesenen Zugang und wirft neues Licht auf die Transformationen in der Region.

Filmszene: "Restrepo"

Filmszene: "Restrepo"

Tere Bin Laden“ von Abhishek Sharma ist eine Bollywood-Verwechslungskomödie um fingierte Al-Kaida-Videobotschaften und Bin-Laden-Doubles. Sharma versucht mit seiner Satire den absurden und voller Doppelmoral von Amerika geführten „Krieg gegen den Terror“ darzustellen. „Operacion Diablo“ von Stephanie Boyd enthüllt, wie der peruanische Menschenrechts- und Umweltaktivist Marco Arana im Auftrag eines U.S. Bergbaukonzerns überwacht wurde. In „The Unwelcome“, dem Publikumspreisgewinner des diesjährigen One World Festivals in Prag, begleitet der Regisseur Tomáš Škdrlant fünf Menschen über 20 Jahre, die als Kinder in ein Heim gegeben wurden. „Complaints Choir“ von Ada Bligaard Søby zeigt ein außergewöhnliches partizipatorisches Kunstprojekt: in Städten auf der ganzen Welt finden Menschen zusammen, um ihren alltäglichen und gesamtgesellschaftlichen Beschwerden musikalischen Ausdruck zu verleihen.

Als Berlin-Premiere zeigt One World in diesem Jahr auch Sebastian Jungers und Tim Hetheringtons Sundance-Gewinner, die Afghanistan-Reportage „Restrepo„.  Restrepo ist ein nach dem in der Nähe gefallenen Soldaten Juan Restrepo benannter Außenposten der US-Armee im afghanischen Korengal-Tal, einer Hochburg der Taliban und Al-Qaida. Über ein Jahr hinweg begleiten die beiden Journalisten amerikanische Soldaten der 173. US-Luftlandebrigade bei ihrem Einsatz auf dem Außenposten und zeigen dabei den durch Feuergefechte geprägten Alltag der Truppe. Es kommen weder Diplomaten noch Generäle zu Wort, der Zuschauer erfährt nur, was die Soldaten in diesem Jahr erleben und wie sie mit ihren Erlebnissen nach der Rückkehr von ihrem Einsatz zurechtkommen. Dadurch gelingt es den Regisseuren, ein bedrückend ehrliches Bild vom drastischen Alltag des Krieges zu zeichnen.

Videocracy„, ein satirischer Dokumentarfilm von Erik Gandini über Silvio Berlusconis Fernsehrepublik, porträtiert den TV-Tycoon und amtierenden Ministerpräsidenten Italiens. Gandini untersucht die Spätfolgen des italienischen Kommerzfernsehens mit seinen Erotik-, Spiel- und Realityshows, das in den 70ern Reichtum und Macht des Silvio Berlusconi begründete. Zusätzlich zum Kinoprogramm ist bis zum 2. Dezember in einer Black Box des Kino Arsenals (Rotes Foyer) eine subjektive Auswahl von Videos zu sehen, die außerhalb des herkömmlichen Dokumentarfilmkontextes entstanden sind und  Themen wie Überwachung und Grundeinkommen aufgreifen.

Martin Daßinnies

One World Berlin Filmfestival, 25. November bis 1. Dezember, Kino Arsenal www.oneworld-berlin.de