Ueber Mut: Alltagshelden


Filmszene: "Fritz Bauer - Tod auf Raten"

Dem Mutigen gehört die Welt. Das ist nicht nur ein schöner Satz, es ist auch das Credo des neuen Filmfestivals Ueber Mut, das in den kommenden Monaten ganz Deutschland bereisen wird und vom 4. bis 14. November auch in Berlin Halt macht. Doch obwohl das Festival in seiner Form neu ist – es setzt eine Reihe von Projekten fort, die mit den Programmen der vergangenen Jahre „ueber arbeiten“, „ueber morgen“ und „ueber Macht“, initiiert von Aktion Menschen, begonnen hat. Wie schon bei diesen Projekten, liegt auch dem Filmfestival eine fundamentale Frage zugrunde: In was für einer Gesellschaft wollen wir leben? Als eine mögliche Antwort darauf lassen sich die zehn Filme des Festivals sehen. Sie stellen, wie es der Name des Festivals nahelegt, eine Tugend des Menschen ins Zentrum ihrer Erzählungen: Mut

Das Filmporträt „Fritz Bauer – Tod auf Raten“ von Ilona Ziok eröffnet am 4. November im Zeughauskino das Festival. Bauer war einer der profiliertesten Staatsanwälte im Nachkriegs-Deutschland. Als Generalstaatsanwalt von Niedersachsen erlangte er Berühmtheit, als er in einem Aufsehen erregenden Prozess in Braunschweig (1952/53), in dem es um die rechtliche Legitimität des 20. Juli 1944 ging und in dessen Verlauf Fritz Bauer die Rehabilitierung der hingerichteten Verschwörer erreichte. Mit derselben Zielgerichtetheit, mit der Fritz Bauer die Angehörigen des 20. Juli-Putsches rehabilitierte, hat er auch die Aufhellung und Ahndung der NS-Verbrechen in Gang gesetzt. Als hessischer Generalstaatsanwalt (1956-1968) war er der maßgebliche Initiator der Frankfurter Auschwitzprozesse, Bauer spielte zudem bei der Ergreifung Adolf Eichmanns eine wesentliche Rolle.

Filmszene: "Budrus"

Filmszene: "Budrus"

Das Festival widmet sich aber nicht nur zentralen Personen der Deutschen Geschichte, sondern legt den Fokus vor allem auf die alltäglichen Kraftanstregnungen. Es zeigt Menschen, die trotz Behinderungen und Widerstand ihre persönlichen Heldengeschichten schreiben. „Monica und David“ (Alexandra Codina) etwa wollen trotz Down-Syndrom den Anspruch auf eine glückliche Beziehung nicht aufgeben und schreiten deswegen zum Traualter. Julia Bachas Dokumentarfilm „Budrus“ porträtiert Menschen, die in Palästina gewaltfreien Widerstand leisten. Als Israels Regierung 2003 einen Schutzwall zum Westjordanland errichtet, soll dieser auch auf palästinensischem Boden gebaut werden. Dadurch würden einige Dörfer große Teile ihrer Felder verlieren. Die Bewohner von Budrus begehren auf. Politisch ausgewogen verfolgt der Film das Geschehen und zeigt die Wut der Demonstranten ebenso wie das Dilemma der israelischen Soldaten.

Die  Filmvorführungen werden von zahlreichen Publikumsdiskussionen und Expertengesprächen begleitet. Neben Berlin findet das Festival auch in Potsdam (6. bis 14. November) und Biesenthal (6. bis 30. November) statt.

Martin Daßinnies

Ueber Mut 4. bis 14. November, Zeughauskino, Programminfos unter www.dhm.de